Man muss sich von zwei Missverständnissen trennen: Frauenmode ist nicht für Frauen da, sondern für Männer. Aber sie wird von Frauen gerne angenommen, weil sie damit Männer für sich einnehmen können. Das beste Beispiel dafür sind High Heels.
In High Heels kann man eigentlich nicht laufen. Hier findet der Fuß keinen festen Halt, sondern ist gezwungen, ständig auf einer Stelze zu balancieren. Auf dieser Stelze ruht zwar das gesamte Körpergewicht, aber sie ist dafür eigentlich völlig ungeeignet. Die Folge ist, dass die Muskulatur des Vorderfußes ständig Schwerstarbeit leisten muss, um den kippeligen Stand auszugleichen.
Schon in „normalen“ Schuhen haben die Fußgelenke viel zu tun und sind ständig damit beschäftigt, für unser Gleichgewicht zu sorgen und damit den aufrechten Gang zu gewährleisten. In High Heels wird das noch zusätzlich erschwert, da sich der Fuß ständig in einer Position befindet, als würde die Person auf Zehenspitzen laufen. Die oberen Muskelstränge werden also stets unnatürlich gedehnt.
Ein normaler oder gar ein forcierter, schneller Gang ist dadurch nur sehr eingeschränkt möglich. Große Schritte werden sofort zum Balanceakt, da die Dehnfähigkeit der Muskeln im Schienbeinbereich an ihre Grenze gerät. Ein festen Auftreten auf der Ferse ist so gut wie unmöglich. Die Gefahr, dabei umzuknicken und sich ernsthaft zu verletzen ist einfach zu groß. Also ist die Frau zu kleinen Tippelschritten gezwungen, die nicht nur unnatürlich, sondern auch anstrengend sind. Damit artet selbst ein entspannter abendlicher Spaziergang zu körperlicher Schwerstarbeit aus.
Verkäuferinnen, die den ganzen Tag auf High Heels stehen, wissen das nur zu genau. Haben sie eine Chance, sich auszuruhen, ziehen sie sofort die Schuhe aus und gönnen ihren Füßen ein paar entspannende Minuten.
Jede ernsthafte körperliche Arbeit ist mit High Heels daher grundsätzlich nicht möglich. Aber selbst eine Durchschnittsfrau verfügt ohnehin über eine beeindruckende Sammlung an Schuhen und wird High Heels ausschließlich dann anziehen, wenn sie Eindruck machen will. Bein Shopping zum Beispiel, falls dafür noch der Einzelhandel in der Stadt aufgesucht wird. Oder um mit einem Mann schick auszugehen. Der wird ihr auf dem Weg von und zum Restaurant oder Theater den nötigen Halt geben, um den Balanceakt zu erleichtern.
Denn er Mann ist hier das entscheidende Stichwort. Eine Frau würde es zwar nie offen zugeben, aber es ist der Mann, für den sie sich der ganzen Tortur unterwirft und zur Gehbehinderten wird. Und der Mann ist es auch, der sie in solche Folterinstrumente gezwungen hat, denn nichts anderes sind High Heels bei nüchterner Betrachtung. Der Mann hast sie sich ausgedacht und er hatte durchaus seine Hintergedanken dabei.
Zumindest solange sie sie auf zwei Stelzen herumläuft, kann ihm die Frau nämlich nicht weglaufen. Sie ist also in einem ganz besonderen Maß von seiner Anwesenheit und Unterstützung abhängig. Es ist irgendwie, als würde sie Fußfesseln tragen, die ihren natürlichen Bewegungsdrang einschränken. Wenn sie einmal zugestimmt hat, wird sie also zwangsläufig den ganzen Abend mit ihm verbringen müssen, ganz gleich, was sie dabei empfindet.
Wobei hier der entscheidende Aspekt noch gar nich angesprochen wurde. High Heels sind nämlich unheimlich sexy, was vermutlich das eigentliche Motiv für ihren unbekannte Erfinder war, sich solche alles andere als praktischen Schuhe auszudenken. Auf High Heels befindet sich die die Beinmuskulatur der Frau in einem ständigen Zustand der Anspannung. Das gibt ihren Beinen eine angenehm straffe Erscheinung, die ästhetisch alles andere als nachteilig ist. In einem besonders knapp gehaltenen Cocktailkleid kommt das ganz besonders zur Wirkung, und der Mann wird sich am Anblick ihrer Beine und vor allem der Schenkel erfreuen. Und die weisen schließlich direkt den Weg zum Ziel seiner Bemühungen, das er hoffentlich am Ende des Abends erreichen wird.
Was auf den Kernpunkt der Betrachtung verweist und das ist der Po des mit gestreckter Körperhaltung dahinstaksenden Frau. Auch hier treten die Muskeln ganz besonders in Erscheinung und sorgen für eine auffallend ästhetische und straffe Präsentation des weiblichen Körperteils, den kein Mann übersehen kann. Und auch hierin sieht eine Frau eine ideale Chance, sich bestmöglich in Szene zu setzen, um das männliche Auge zu erfreuen und seine Libido anzuregen. Denn was immer sie tut, letztendlich geht es immer darum, männliche Blicke auf sich zu lenken und beachtet zu werden.
Das ist eben das Grundprinzip, das man überall in der Natur beobachten kann: Das Weibchen lockt und das Männchen kann gar nicht anders als ihm zu folgen. Doch am Ende ist es genau umgekehrt. Dann ist es nämlich das Männchen, das aktiv wird, während sich das Weibchen nur passiv hingibt, um sich besamen zu lassen. Ein Verhaltensmuster, dass zwar heute nicht mehr die direkte Motivation ausmacht, seitdem das Weibchen selbst bestimmen kann, ob es befruchtet werden will oder nicht. Aber die Jahrtausende alten Reflexe sind nach wie vor aktiv.
