
Märchenhafte Schlösser, sagenumwobene Seen und ein Zwischenstopp auf dem höchsten Berg Deutschlands – die Deutsche Alpenstraße ist ein Reiseerlebnis für alle Sinne. Hier kommen passionierte Wanderer genauso auf ihre Kosten, wie Wassersportler und alle, die berauschende Natur und tolle Aussichten schätzen.
Auch hierzulande gibt es schöne Ecken, haben wir uns gedacht und uns für den Sommer 2021 die älteste Ferienstraße Deutschlands vorgenommen. Wer ihr folgt, verliert die Alpen nie aus dem Blick und kommt an Sehenswürdigkeiten vorbei, für die Asiaten extra nach Deutschland reisen.

Startpunkt der Wohnmobil-Tour war Lindau. Der historische Stadtkern entpuppte sich als malerische Umgebung für einen abendlichen Spaziergang und ein romantisches Dinner mit Blick über den größten Binnensee Deutschlands bis zu den schneebedeckten Bergkämmen der Alpen. Was könnte wohl besser auf eine Tour durch die Berge einstimmen?
Für die nächsten Tage folgten wir einfach den Schildern der Deutschen Alpenstraße und landeten nach einer kurvenreichen Fahrt durch die Rohrschachschlucht zunächst in Scheidegg. Etwas weiter bergauf und die erste Etappe war erreicht: der Naturerlebnispark Skywalk Allgäu. Von diesem beeindruckenden Baumwipfelpfad reicht der Blick weit über den Bodensee bis zu den Schweizer Alpen. Dreht man sich um, dann sieht man direkt in die Allgäuer Alpen hinein und wir hatten schon mal einen ersten Eindruck von der Berglandschaft, die die gesamte weitere Reise prägen würde.

Wir übernachteten in einem kleinen, aber idyllisch gelegenen Wohnmobil-Standplatz am Rande von Scheidegg.

Am nächsten Tag war eine Wanderung angesagt. Dafür ging es zunächst zum Großen Alpsee bei Immenstadt. Wir platzierten den Optima Ontour auf einem großen Parkplatz mit Blick über den See und bereiteten uns auf eine kleine Wanderung vor. Direkt nebenan beginnt der Weg zur Siedelalpe, die wir uns als das heutige Wanderziel vorgenommen hatten. Im Reiseführer stand, dass man von dort aus den besten Blick auf die Allgäuer Alpen hätte und genau so war es dann auch.
Direkt am See gibt es für Wohnmobile keine erlaubte Möglichkeit, die Nacht zu verbringen. Die Stellplätze in Immenstadt gefielen uns nicht. Also fuhren wir einfach weiter nach Bad Hindelang und parkten direkt neben unserem nächsten Etappenziel. Die dortige Hammerschmiede ist noch heute in Betrieb und man kann dem Schmied bei der Arbeit über die Schulter sehen.

Doch das eigentliche Thema des Tages sollten die Königsschlösser sein. Was wäre schließlich eine Alpentour ohne die Schlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau? Wir ließen dafür das Mobil auf dem Standplatz in einem Industrie- und Einkaufspark stehen und nahmen den Bus in die Stadt. Wer Füssen besucht, muss für eine Gästekarte bezahlen, in der auch alle Busse des örtlichen Nahverkehrs enthalten sind. Vom Bahnhof aus kommt man auf diese Weise direkt zu den Schlössern und kann die wahrgewordenen Träume von König Ludwig bewundern. Wenn man stundenlanges Warten vermeiden will, sollte man sich allerdings das Ticket für einen Schlossbesuch lange im voraus online buchen.
Das nächste Highlight liegt zwar nicht an der Deutschen Alpenstraße. Aber den kleinen Abstecher sollte man sich unbedingt gönnen. Die Burgenwelt Ehrenberg am Fernpass ist eine alte Festungsanlage an der ehemaligen Salzstraße. Sie besteht aus einer Zollstation im Tal, flankiert von einem Fort auf der einen und einer Burg auf der anderen Bergseite. Heute werden beide Sehenswürdigkeiten mit einer eindrucksvollen Hängebrücke verbunden, die man unbedingt gesehen und erlebt haben muss.
Leider wurde das Vergnügen ganz erheblich durch eine dicke Wolkenwand getrübt. Auf dem Rückweg kam sogar heftiger Hagel auf und das Wohnmobil wurde minutenlang tennisballgroßen Eisbrocken ausgesetzt. Dank GFK-Dach hat es das allerdings ohne bleibende Schäden verkraftet.
Da wir schon in Österreich waren, nahmen wir die Tiroler Zugspitzbahn zum höchsten Berg des Landes und erlebten eine recht wechselvolle Aussicht zwischen Sonne und Wolken. Im Bereich der Talstation gibt es es für Wohnmobile ausschließlich einen Luxus-Campingplatz. Auf den Parkplätzen sind nur PKWs erlaubt und auch auf den Wanderparkplätzen in der Umgebung darf man nur tagsüber stehen. Wir verließen daher Österreich recht schnell und fuhren gleich weiter nach Garmisch-Partenkirchen.
Ideal für die Nacht ist hier der Wohnmobil-Standplatz an der Wankbahn mit allen erforderlichen Einrichtungen. Wir verließen ihn am nächsten Tag und landeten auf dem Parkplatz zum Kainzenbad. Von hier aus ist es nicht weit zum Wanderweg durch die Partnachklamm. Die muss man nämlich unbedingt erlebt haben, wenn man dramatische Pfade durch groben Fels direkt neben tosenden Wasserfällen mag. Ein guter Tipp ist der Rückweg über die Kaiserschmarrn-Alm mit einem kurzen Abstecher zur Eisernen Brücke.

Als nächstes waren die oberbayrischen Seen angesagt. Wir haben uns weitgehend Richtung Osten orientiert und uns für den Walchensee, Köchelsee, und Tegernsee entschieden. Am Tegernsee muss man natürlich unbedingt das historische Bräustüberl ausprobieren. Unser Geheimtipp ist eine Kanufahrt nach Rottach-Egern. Dafür parkt man einfach bei der Freizeitanlage Point und folgt dem Uferweg bis zum Bootssteg. Ist der Fährmann nicht in Sicht, einfach die große Glocke läuten und er macht sich auf den Weg.
Die Deutsche Alpenstraße führt eigentlich auch am Chiemsee vorbei. Wir entschieden uns allerdings für den etwas weiter östlich gelegenen Waginger See und gönnten uns eine zweitägige Rast auf dem luxuriösen Strandcamping. Dort konnte man nicht nur hervorragend schwimmen. Es gab auch ein recht anspruchsvolles Restaurant mit bayrischen Spezialitäten.

Der abschließende Höhepunkt der Reise war natürlich der Königssee. Ein ansprechender Campingplatz inmitten der Alpenkulisse, eine entspannte Bootsfahrt bis zum hintersten Ende des Sees. Eine erlebenswerte Wanderung zur Fischunkelalm am Obersee – mit besseren Erinnerungen kann man sich gar nicht auf die Heimreise machen.


Die Freiheit erhalten

Immer mehr Menschen entdecken die Reisefreiheit, die ein Wohnmobil bieten kann. Vor allem zur Hauptreisezeit tun sich mittlerweile viele Gemeinden schwer mit der Anzahl an Fahrzeugen, die nicht nur einen Stellplatz suchen, sondern auch ver- und entsorgt werden wollen. Leider gibt es jedoch auch unvernünftige Wohnmobil-Besitzer, die ihre Abfälle einfach in der Landschaft zurücklassen und davonfahren. Vor allem sie haben dafür gesorgt, dass mittlerweile an vielen Orten die öffentlichen Parkplätze nicht mehr zur Übernachtung genutzt werden dürfen.
Wir haben mit mehreren Verantwortlichen gesprochen und können diese Reaktion durchaus nachvollziehen. Aber es liegt an uns allen, uns unsere Reisefreiheit auch in Zukunft zu erhalten. Daher unser Appell: Auch ein Wohnmobil ist nur für wenige Tage autark. Achten Sie also auf eine korrekte Entsorgung und lassen Sie nie etwas in der Natur zurück, das Sie selbst dort nicht gerne vorfinden würden. Laden Sie sich eine Standplatz-App auf Ihr Handy und übernachten Sie nur da, wo Sie willkommen sind.
