Frankreich ist nicht nur Côte d’Azur, Provence und Bretagne. Malerische Städte und eine großartige Natur findet man auch im Midi-Pyrénées – auf einer sommerlichen Tour von Lyon bis zu den Pyrenäen und vom Mittelmeer zum Atlantik.
Frankreich einmal anders, hatten wir uns im Sommer 2020 gedacht und uns eine Tour überlegt, die vorwiegend abseits der großen Touristenrouten verlaufen sollte. Die erloschenen Vulkane der Auvergne lagen genauso auf dem Weg, wie die Schluchten des Tarn, zahlreiche historische Städte, die wilde Natur der Parenäen, das riesige Weinbaugebiet des Medoc und die prähistorischen Zeugen der Vergangenheit im Pèrigord. Dabei stießen wir immer wieder auf Orte, die zum Weltkulturerbe zählen und unter dem besonderen Schutz der UNESCO standen. Und wir erlebten ein Land zwischen großartiger Natur und beeindruckender Kultur.
Im Land der erloschenen Vulkane

Die erloschenen Puys der Auvergne besucht man eigentlich nur, wenn man ohnehin in der Gegend ist, aber eigentlich ganz woanders hin will. Hier trifft man daher vor allem auf Franzosen und entwickelt schnell ein Gefühl von Erholung weitab von jeder Hektik ein. Wir sind über die Autoroute von Lyon aus angereist und haben uns einen Campingplatz am Lac Chambon als erste Ausgangsbasis für einige Rundfahrten durch die Gegend ausgesucht. Von hier aus ist der berühmte Puy de Dôme nicht weit, von dem man eindeutig den besten Blick auf die gesamte Chaîne des Dômes hat. Wir verzichteten allerdings auf den Komfort der Panoramabahn und machten uns stattdessen auf den schweißtreibenden Weg über die alte Chemin Des Muletiers die über mehrere Serpentinen vom Parkplatz am Col de Ceyssat zum Gipfel des Berges führt.

Auf dem Rückweg zum Lac führt der Weg am Château de Murol vorbei. Seine geradezu düster wirkenden massiven Mauern bilden ein weithin sichtbares Wahrzeichen dieser fast schon gespenstig wirkenden Region mit ihren bewaldeten Vulkankegeln.
Auf dem Plateau der Grands Causses

Die Grands Causses bilden den westlichen Ausläufer des Massiv Central. Die Hochebene zwischen den Cevennen im Osten und dem Périgord im Westen wird von eindrucksvollen Schluchten geprägt, die mehrere Flüsse in das weiche Gestein gegraben haben. Die Fahrt durch die berühmten Schluchten des Tarn erschien uns mit einem Wohnmobil vom Format eines Hobby Optima Ontour allerdings doch etwas zu abenteuerlich. Aber zumindest den atemberaubenden Blick von der Pointe Sublime wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir fuhren dafür den netten Campingplatz oben auf dem Plateau an und erreichten von dort aus nach wenigen Minuten zu Fuß die Felskante direkt über der Schlucht.

Sehenswert sind hier auch die Tropfsteinhöhlen der Grotte de l’Aven Armand ganz hier in der Nähe. Wir hatten jedoch ein anderes Ziel im Sinn und das waren der berühmte Blauschimmel-Käse aus den Kellern von Roquefort-sur-Soulzon. Der Weg dorthin führte über den atemberaubenden Viaduc du Millau. Die fast zweieinhalb Kilometer lange Brücke führt in einer Höhe von 270 Metern über das Tal des Tarn und ist die längste Schrägseilbrücke der Welt. Wer hier in der Gegend ist, muss einfach drüber fahren. Am östlichen Ende der Brücke gibt es eine Raststätte, von der man einen guten Blick auf dieses Bauwerk der Superlative hat.
In den Caves der Société Roquefort ließen wir uns bei einer geführten Tour erklären, was den weltberühmten Käse aus den Felsenhöhlen über dem Ort so unnachahmlich macht. Danach mussten wir einfach einen ausreichenden Vorrat davon einpacken, bevor es weiterging. Wir wollten nämlich bis zum Abend unbedingt noch Albi erreichen.

Auch Albi liegt am Tarn und man sollte den Fluss unbedingt auf der alten Bogenbrücke überqueren, um einen eindrucksvollen Blick auf ihre Silhouette zu werfen. Die geschichtsträchtige Stadt ist durch ihr gut erhaltenes Bischofsviertel (UNESCO Weltkulturerbe) und das sehenswerte Musée Toulouse-Lautrec bekannt. Wir nahmen uns einen ganzen Tag Zeit, um uns alles anzusehen und durch die malerische Altstadt zu spazieren.

Die Verbindung zwischen Albi und Castres ist eine kurvenreiche Strecke durch eine dicht bewaldete Region. Wir fuhren den Campingplatz etwas außerhalb der Stadt an und nahmen am nächsten Tag den Bus ins Zentrum, um ein wenig französischen Lebensstil zu genießen. Optischer Blickpunkt sind hier die farbenfrohen alten Gerberhäuser am Fluss. Empfohlen wird auch das Musée Goya, das allerdings kaum Gemälde des Malers zu bieten hat.

Wenn man schon in der französischen Region Okzitanien ist, muss natürlich auch Carcassonne auf dem Reiseplan stehen. Genauer gesagt die imposant über einem Berg aufragende Katharer Hochburg Cité de Carcassonne (UNESCO Kulturerbe) mit ihren mächtigen Türmen und Wehranlagen. Größe und Erhaltungszustand der mittelalterlichen Stadt sind einzigartig in Europa. Entsprechend groß ist auch das touristische Interesse, das fast das ganze Jahr über für pulsierendes Leben im Inneren der Mauern sorgt. Wir stellten das Fahrzeug auf einem nahegelegenen Campingplatz ab und erreichten dann die Stadt auf einem entspannten Spaziergang.
Der Weg von Carcassonne zur nächsten mittelalterlichen Festungsstadt sollte eigentlich nur eine kurze Tagesreise sein. Doch der Weg über die A9 in Richtung Pyrenäen führte verführerisch nahe am Mittelmeer entlang. Eine Verlockung, der wir nicht widerstehen konnten und uns daher spontan zu einem kleinen Badeurlaub in Port Leucate entschlossen. Reisen im Wohnmobil bietet eben den Vorteil, dass man nie wirklich festgelegt ist und seine Route jederzeit verändern kann.

Villefranche de Conflent erreichten wir daher mit zwei Tagen Verspätung und stellten das Fahrzeug erst einmal auf einem Stellplatz direkt am Bahnhof ab. Hier startet nämlich der Petite Train Jaune, den wir für einen Tagesausflug mitten in die Pyrenäen nutzen wollten. Die mehrstündige Fahrt bis zum Zielbahnhof war uns zwar zu weit, aber Mont-Louis-la Cabanasse schien ein interessantes Ziel zu sein. Die dortige Zitadelle des Festungsbaumeisters Vauban (UNESCO Weltkulturerbe) wird noch heute genutzt und bildet ein imposantes Wahrzeichen über dem schlafenden Ort. Genussreich war das Mittagessen mit katalanischen Einflüssen. Sehenswert war auch der erste von Félix Trombe erbaute Sonnenofen am Rand des Ortes, mit dem erstmals bewiesen wurde, dass sich die thermische Energie der Sonne gezielt nutzen lässt.

Zurück in Villefanche de Conflent stand natürlich ein Besuch der alten Festungsstadt auf dem Programm. Sie ist zwar weitgehend unbekannt, aber für uns war es die schönste unter den zahlreichen Städten ihrer Art in Frankreich. Wir verbrachten daher viel Zeit, um durch die bezaubernden Gassen zu schlendern und im L’Art Gourmand einmal mehr den Tag mit einem hervorragenden Menü ausklingen zu lassen.

Unser nächstes Ziel in den Pyrenäen lag ein gutes Stück weiter westlich und erforderte erst mal mehrere Stunden Autofahrt über Andorra in den Teil der Pyrenäen, der von einer alpinen Gebirgslandschaft geprägt wird. Unser Ziel war die Cirque de Gavarnie (UNESCO Weltkulturerbe), ein imposanter Felsenkessel direkt an der Grenze zu Spanien. Vom gleichnamigen Ort geht ein Wanderweg ab, der nach gut zwei Stunden zu einem Rasthaus in 1.700 m Höhe direkt am Eingang der Cirque führt. Als wir morgens vom nahegelegenen Campingplatz losfuhren, lagen die Berge noch im Nebel und wir befürchteten schon dass es wohl an diesem Tag für uns leider nichts zu sehen geben würde. Aber in letzter Minute klärte es dann doch auf und der grandiose Blick auf die höchsten Wasserfälle Europas war frei.

Wenn man schon so weit in den südwestlichen Teil Frankreichs vorgedrungen ist, dann ist ein Zwischenstopp am Atlantik geradezu ein Muss. Unser nächstes Ziel war daher die Dune du Pilat bei Arcachon – mit einer Länge von 2,7 km und einer Höhe von bis zu 110 m die größte Wanderdüne Europas. Der Besucherandrang war auch an diesem Sommertag beeindruckend, aber mit gemeinsamem Augenmaß fanden wir doch eine Parklücke für den Optima Ontour auf dem großen baumbestandenen Parkplatz. Der Aufstieg ist vor allem bei heißem Wetter schweißtreibend, aber der Ausblick ist gewaltig. Wir beschlossen, noch zwei Tage hier zu bleiben und ergänzten unseren Besuch mit einem kleinen Badeaufenthalt in Biscarosse Plage.

Danach ging es dann ins Medoc, genauer gesagt nach Saint Émilion (UNESCO Weltkulturerbe). Der weltberühmte Weinort auf einem Hügel über dem Dordogne-Tal und das umliegende Weinbaugebiet sind wohl jedem Weinliebhaber ein Begriff. Franzosen und Wein gehören eben zusammen und nirgends kommt das besser zum Ausdruck als bei einem entspannten Spaziergang durch die verwinkelten Gassen von Saint-Émilion. Wir kehrten jedoch den unzähligen Weingeschäften im Ort den Rücken und besuchten stattdessen die Union de Producteurs de Saint-Émilion etwas außerhalb des Orts, wo man natürlich auch den einen oder anderen erlesenen Grand Cru aus der Region findet.

Um beim Thema Wein zu bleiben, bot sich die Weiterfahrt nach Bergerac an. Hier ist die Cave Coopérative de Manbazillac eine gute Adresse, um ein paar gute Tropfen zu bunkern.
Wir trafen leider zu einer für französische Verhältnisse unpassenden Zeit zum Mittagessen in Bergerac ein, aber direkt am Denkmal des Cyrano de Bergerc fand sich das Le Croq Magnon. Dort konnten wir auch am frühen Nachmittag noch ein hervorragendes Hähnchen genießen, wie man es nur hier im Périgord bekommt. Den historischen Kern der charmanten Stadt an der Dordogne mit ihren typischen Fachwerkhäusern sollte man sich unbedingt ansehen. Zum Parken empfiehlt sich der kostenlose Platz an der Rue Junien Rabier.

Wir wollten jedoch weiter, und zwar ins Tal der prähistorischen Höhlen am Fluss Vézère. Hier befindet sich auch die Grotte de Lascaux (UNESCO Weltkulturerbe) mit ihren weltberühmten Höhlenmalereien. Mittlerweile verwehren jedoch die Franzosen den Zugang zu allen prähistorischen Stätten. Auch die Grotte de Lascaux kann heute nur noch in Form einer Replika gesehen werden. Wir suchten daher das kleine Städtchen Les Eyzies-de-Tayac auf, um uns zumindest im dortigen Musée National de Préhistoire einen Überblick zu verschaffen. Der Ort ist durch seine prähistorischen Felsenwohnungen hoch über dem Fluss bekannt, die aber ebenfalls für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sind.
