Das ursprüngliche Lindau ist eine malerische Insel am Ostufer des Bodensees. Von hier aus kann man gemütliche Rundfahrten über das „Schwäbische Meer“ unternehmen. Man kann stundenlang durch die malerische Altstadt flanieren und dabei den Geist vergangener Jahrhunderte spüren.

Wir erreichten Lindau am frühen Abend eines sonnigen Sommertags. Es sollte der Startpunkt einer Wohnmobil-Reise entlang der Deutschen Alpenstraße werden. Das war 2020 und man spürte überall noch die Einschränkungen der Corona-Pandemie, die ja in Bayern ganz besonders ernsthaft zelebriert wurde. Eigentlich hatten wir ja eine Tour in den Südwesten Frankreichs geplant. Aber dort waren die Restriktionen noch drastischer. Also beschränkten wir unsere sommerliche Rundreise auf Deutschland und hatten uns eine Route entlang der Alpen ausgedacht.
Das eigentlich ideal zum Besuch der Altstadt gelegene Park-Camping Lindau war für uns tabu. Wir hatten uns nämlich nicht dem Druck gebeugt, uns impfen zu lassen und einen aktuellen Corona-Test konnten wir auch nicht vorweisen. Also steuerten wir den Wohnmobil-Standplatz Zech an. Der liegt zwar ein gutes Stück weiter von der Altstadtinsel entfernt, aber es gibt eine gute Busverbindung, mit der wir einschließlich Wartezeit in einer halben Stunde am Ziel waren

Wohnmobil-Standplatz Zech, Lindau

Einfacher Standplatz ohne Ver-und Entsorgung. Direkte Busverbindung zur Altstadtinsel. Anfahrt über die Bregenzer Straße beschildert, aber etwas unübersichtlich.
– 32 Standplätze
– Offene und weitgehend ebene Wiese mit einigen schattigen Plätzen
– Gebühr 20,00 €/Nacht
– Für Tagesbesucher auch stundenweise nutzbar
– Maximaler Aufenthalt 1 Tag

Der Name „Lindau“ bedeutet übrigens „Insel, auf der Lindenbäume wachsen“ . Das ist seit 882 urkundlich belegt. Die Stadtwappen zeigt daher auch eine Linde oder ein Lindenblatt. Das an die lange Geschichte von Lindau erinnert. Wahrzeichen der Stadt ist die Hafeneinfahrt der Altstadtinsel mit der Lösenstatue auf der einen und dem Leuchtturm auf der anderen Seite. Wem die 133 Stufen des Turmes nicht abschrecken, der wird mit einem grandiosen Rundumblick belohnt, der bis zu den österreichischen und schweizer Alpen reicht.

Nicht zu übersehen ist auch der Mangturm direkt an der Seepromenade von Lindau. Er stammt aus dem 12. Jahrhundert und war ursprünglich Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Lange war er ein Signal- und Beobachtungsposten. Nach Bau des Leuchtturms wurde er um ein Geschoss aufgestockt und mit markanten glasierten Ziegeln gedeckt, die ihm einen ganz eigenen Charakter verleihen.
Etwas versteckt im Straßengewirr der Insel stößt man auf eine weitere Sehenswürdigkeit: der 1380 errichtete Diebsturm fällt vor allem durch seine farbenfrohen Ziegel und die verspielten Ecktürmchen auf. Das 35 Meter hohe, gedrungene Bauwerk befindet sich auf dem höchsten Punkt der Insel – dem Schrannenplatz. Hier war einst das westliche Ende der Stadtbefestigung. Der Turm wurde lange Zeit als Wachtturm und später als Gefängnis genutzt, was seinen heutigen Namen erklärt.

Ansonsten gefällt Lindau durch seine malerische und sehr gepflegte Altstadt, die zu einem entspannten Spaziergang einlädt und unzählige Fotomotive bietet. Von der Seepromenade aus schweift der Blick bis hinüber zum Bodenseeufer Österreichs und der Schweiz.
Am Rand der Altstadt lohnt sich zum Beispiel ein Besuch des Museums am Inselbahnhof. Hier gibt es immer wieder sehenswerte Ausstellungen. Zur Zeit (2025) steht eine interessante Sonderausstellung zu Friedensreich Hundertwasser auf dem Programm. Sehenswert ist auch der Cavazzen, der nach über sechs Jahren Sanierungsarbeit, wiedereröffnet wurde. Das Museum im Herzen der Lindauer Insel lädt zu einer Reise durch die Jahrhunderte ein und präsentiert sich jetzt mit einem modernen Konzept, spannenden Exponaten im zeitlosem Charme.
Doch was wäre ein Besuch Lindaus ohne ein zünftiges Dinner. Die badische Küche ist weit über Deutschland hinaus berühmt. Wir ließen uns natürlich nicht die örtliche Besonderheit entgehen und das sind die original Bodensee-Felchen direkt aus dem See. Sie wurden von einem rustikalen Restaurant serviert, dem man ansah, dass hier schon vor mehr als hundert Jahren die Gäste bewirtet wurden. Da es ein schöner Sommerabend war, genossen wir den nicht ganz alltäglichen Fisch zusammen mit einer Flasche badischem Wein.
Ein heißer Tipp sind auch die Opernfestspiele im nicht weit entfernten Bregenz. Wir hatten Karten für den folgenden Abend und haben die Aufführung von Tosca an einem lauen Sommerabend noch heute in Erinnerung. Der Blick von der Tribüne reicht weit über den Bodensee bis hinüber nach Lindau. Allerdings sollte man das Vergnügen schon ein paar Wochen, wenn nicht gar Monate im voraus buchen und auf schönes Wetter hoffen. Bei Regen findet die Aufführung im angrenzenden Opernhaus statt.
Auch wenn die Corona-Hysterie unsere ursprünglichen Reisepläne durchkreuzt hat: auch Deutschland bietet ein paar sehenswerte Ecken, die zumindest ein einen Tag Sightseeing wert sind. Lindau gehört definitiv dazu. Wir haben es nicht bereut, hier vor der Weiterreise über die Deutsche Alpenstraße zumindest für einen genussreichen Abend halt gemacht zu haben.
