E-Bikes: Endlich wird es interessant

Richtige Radsportler haben ja nur ein spöttisches Lächeln übrig, wenn sie von einem E-Bike überholt werden. Radfahren hat für sie eben etwas mit Sport zu tun, mit Ausdauer, mit hauchdünnen oder ballondicken Rädern und mit grellbunten Outfits. Doch je mehr das Fahrrad zum Mainstream wird, desto mehr ändert sich die Denke. Auch was die Unterstützung der eigenen Muskelkraft durch gespeicherte elektrische Energie angeht.

Fahrräder mit Hilfsmotor

Zugegeben, bisher waren E-Bikes nicht wirklich attraktiv. Es gab ein paar geile Mountain Bikes, die höheren ästhetischen Ansprüchen genügten. Aber das war‘s dann auch schon. Alles andere waren doch irgendwie einfach nur stinknormale Fahrräder mit Hilfsmotor. Vor allem kann man den Dingern schon auf den ersten Blick ansehen, dass hier jemand mit Strom aus der Steckdose unterwegs ist.

Mir begegnen Sie immer, wenn ich meine Lieblingstour mache. Sie führt eine Strecke durch den Wald, wo es durchaus ein paar Steigungen gibt, bei denen ein Mountain Biker wie ich beide Schalthebel bedienen muss. Einen E-Bike-Fahrer lässt das kalt, auch wenn er kaum noch Haare auf dem Kopf hat und sein Bauchumfang einen üppigen Lebensstil verrät. Er macht einfach Klick und tut nur noch so, als würde er sich mit eigener Kraft fortbewegen.

Aber, wie gesagt, sein Fahrrad verrät ihn. Vor allem durch den klobigen Akku, den er gut sichtbar auf dem Gepäckträger spazieren fährt. Oder der einfach an irgend ein Rohr montiert ist. Das muss auch so sein, denn so ein Akku will täglich geladen werden und muss daher natürlich abnehmbar sein, um zu Hause an die Steckdose gehängt zu werden. Dazu kommt ein dicker Motor, der in einem klobigen Plastikgehäuse um die Tretachse herum verbaut ist oder gut sichtbar am Hinterrad sitzt.

Ich hab so ein Ding mal probehalber gefahren und muss sagen, mich hat nicht nur die Optik, sondern auch das Gewicht abgeschreckt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, so etwas wie ein Moped zu fahren. Ein Zweirad also, das sich ohne motorische Hilfe eigentlich gar nicht vernünftig bewegen lässt.

Range-Extender mit wenig Reiz

Wer nur zum Spaß unterwegs ist, für den macht so ein E-Bike eigentlich wenig Sinn. So richtig sportlich ist man damit nicht unterwegs und der Fitness-Faktor hält sich in sehr engen Grenzen. Für die morgendliche Fahrt zum Bäcker ist der Aufwand eigentlich zu hoch und um nur für gelegentliche Rundfahrten wochenlang im Keller zu warten ist die ganze Technik eigentlich nicht gemacht. Kein Akku macht es auf Dauer mit, wenn er längere Zeit nur am Ladegerät hängt oder bis zur nächsten Benutzung völlig entladen wird.

Für Commuter ist so ein elektrisch geladenes Fahrrad allerdings eine ganz patente Lösung. Damit kann man den Weg zur Arbeit überbrücken, ohne völlig ausgepowert anzukommen. Man kann auch längere Strecken ganz entspannt zurücklegen, ohne gleich ins Schwitzen zu geraten. Und man kann schnell mal in die City fahren, ohne vor tausend Ampeln zu stehen und um einen Parkplatz kämpfen zu müssen. Wenn, ja wenn die Teile nicht so bieder aussehen würden und dieses schreckliche Rentnerimage hätten.

Das Elektrofahrrad 2.0

Doch nichts muss so bleiben wie es ist und auch in der Klasse der E-Bikes tut sich allmählich etwas. Ich möchte da nur zwei Beispiele herausgreifen: das Geero Vintage und das VanMoof Electrified S. Beide Räder vertreten ein puristisches Designkonzept, wenngleich jedes von ihnen eine andere Designsprache vertritt. Das Geero gibt sich klassisch, schlicht, unaufdringlich. Das VanMoof setzt neue Designakzente mit elektronischen Spielereien, die es in sich haben. Beide verbindet die Tatsache, dass man sie nicht auf den ersten Blick als E-Bikes entlarvt. Und dass sie einfach cool sind und auch von Leuten gefahren werden können, die ein klassisches E-Bike noch nicht einmal anfassen würden.

Der Trick ist, dass diese Bikes einer neuen Generation keinen klassischen Akkupack haben, der irgendwie irgendwo einfach dran montiert ist. Vielmehr verstecken sie ihre Akkus dezent in den ohnehin hohlen Rohren. Dasselbe trifft auch auf die unvermeidliche Elektronik zu. Der Motor sitzt beim Geero einfach auf der Tretlager-Achse und ist damit ebenso unsichtbar. Beim VanMoof sorgt er für zusätzlichen Schub über die Hinterachse. Auch die gesamte Verkabelung verschwindet dezent in den Rohren. Beim Electrified sind zusätzlich noch Scheinwerfer- und Rücklich direkt ins durchgehende Oberrohr integriert, das dadurch dem Rad einen ganz besonderen stilgebenden Akzent verleiht.

Cool unterwegs

Beide Räder haben Reifen, die eher an ein Mountain Bike erinnern. Das Geero hat auch noch eine herkömmliche Schaltung am Hinterrad, die ihm deutlich ambitioniertere Fähigkeiten verleihen und es zu einem universellen Fahrrad machen, das sowohl bei der sportlichen Fahrt durch die Natur als auch in der City seine Stärken hat. Beim Electrified handelt es sich eher um ein Fahrrad zur komfortablen und Kräfte sparenden Fortbewegung im urbanen Raum. Beide Räder haben ihre deutlich erkennbaren Schwerpunkte und beide verfolgen eine Philosophie, die in die Zukunft weist.

Der besondere Clou beim Electrified S von VanMoof ist die elektronische Sperre des Rades mit Fingerabdruck-Sensor und einer ausgeklügelten elektronischen GSM-Diebstahlsicherung mit nicht abschaltbarer Satelliten-Ortung. Das ist bei einem Bike für um die 3000 Euro schon ein beruhigender Aspekt.

Ich persönlich tendiere eher zum Geero. Es vertritt ein klassisch puristisches Design, das einfach cool aussieht. Es erinnert mich an mein viel geliebtes und seit vielen Jahren genutztes Mountain Bike, auch wenn es leider keine Federung hat. Man kann es als sportliches Rad für die Freizeit genauso einsetzen wie als alltägliches Bike für den Weg zur Arbeit, zum Bäcker, zum Supermarkt. Die Reichweite soll bei 120 km liegen, was auch für jene Wochenend-Trips ausreichen sollte, die mich bisher deutlich ans Ende meiner Kräfte gebracht haben.