Mobilität: Freiheit und Unabhängigkeit heißt Auto

Männer lieben Autos. Eigentlich alle. Vermutlich die meisten. Auf jeden Fall ziemlich viele von ihnen. Denn ein Auto ist ein großes Stück Freiheit und Männer schätzen es nun mal, möglichst frei, unabhängig, mobil zu sein. Und ein Auto macht auf besonders flexible Art mobil. Es ist da, wenn es gebraucht wird. Fährt genau dahin, wo man hin möchte. Es transportiert Einkäufe, Reisegepäck, Sportausrüstungen. Es ist unbestritten die bequemste Art der Fortbewegung.

Im Vergleich dazu ist ein Leben mit Bussen und Bahnen unflexibel, fremdbestimmt, unbequem und noch dazu enorm zeitaufwendig. Da ist jede Fortbewegung eine logistische Aufgabe. Man muss Fahrpläne studieren, wird mit verwirrenden Tarifen und komplizierten Fahrkartenautomaten konfrontiert, muss unterschiedliche Tickets kaufen und Plätze reservieren. Alles muss nach Plan verlaufen und das Warten an Bahnhöfen und Bushaltestellen kann sich ganz schnell zu Stunden summieren.

Wenn ich von meinem Seebad an der Küste in die nächste Stadt will, ist das mit dem Auto eine Sache von 20 Minuten. Nehme ich den Bus, muss ich im ungünstigsten Fall 30 Minuten warten (in der Zeit bin ich schon längst im ersten Laden), um dann satte 45 Minuten lang von Haltestelle zu Haltestelle zu zuckeln. Müsste ich das jeden Tag tun, bräuchte ich allein für das tägliche Hin und Her einen ganzen Arbeitstag. Zeit, in der man interessantere Dinge tun kann, als in einem unbequemen Bus zu sitzen.

Dabei fahre ich zum Beispiel durchaus gerne mit dem ICE. Gelegentliche Unpünktlichkeiten sehe ich dabei gelassen, denn mit dem Auto kann ich auch jederzeit in einen Stau geraten. Aber auf langen Strecken ist es durchaus angenehm, die Zeit mit Lesen zu verbringen oder gar für die Arbeit zu nutzen. Wobei ich mir den kleinen Luxus gönne, in der ersten Klasse zu reisen. Dort ist das Publikum einfach angenehmer, ich habe beim Sitzen genügend Beinfreiheit und der Kontakt zum Sitznachbarn hält sich auch in Grenzen. Außerdem besteht in der Ersten immer die Chance auf einen Kaffee.

Allerdings macht Bahn fahren nur Sinn, wenn das Reiseziel in der Nähe eines Bahnhofs liegt. Und wenn man bis dahin höchstens einmal umsteigen muss. Alles andere kostet einfach zu viel Zeit. Wie oft habe ich schon einen geschäftlichen Termin mit Hin- und Rückfahrt locker an einem Tag erledigt. Mit der Bahn hätte ich eine Übernachtung einplanen müssen, was nicht nur Zeit kostet, sondern auch erhebliche Kosten verursacht.

Gelegentlich fahre ich auch mit dem Bus in die Stadt. Bin ich in einer Großstadt, benutze ich auch die U-Bahn, weil das einfach schneller geht. Aber ein Vergnügen ist das nicht. Aber man bekommt vor Augen geführt, wer die Menschen sind, mit denen man sonst eigentlich keine Berührung hat. Manchmal sind ja ein paar nette darunter. Die hübsche junge Frau zum Beispiel, die sich demonstrativ zur Seite dreht, nachdem sie meinen Blick bemerkt hat. Oder die lebendigen Studenten mit ihren voll gestopften Rucksäcken und Messenger Bags. Eine interessante Beobachtung sind auch die Schüler, die stets in kleinen Gruppen auftauchen. Sie es schaffen es mit links, eine lebhafte Unterhaltung zu führen und gleichzeitig mit beiden Daumen über ihre Smartphones zu kommunizieren.

Die Mehrzahl der Busbenutzer sind jedoch eher zum Wegsehen. Die stumpf dreinblickenden Büroangestellten zum Beispiel, denen ihr belanglos langweiliger Arbeitstag geradezu ins Gesicht geschrieben steht. Oder die Dicke, bei der man sich fragt, wer ihr wohl zwei Kinder gemacht hat und vor allem weshalb. Ganz zu schweigen die unter reichlich Stoff verhüllten Muslimas, die sich bemühen, stolz und überlegen dreinzublicken, obwohl doch jeder weiß, dass sie lediglich Gefangene von Religion und Familie sind.

Also wenn mir einer weismachen will, er brauche nur ein Fahrrad und eine Monatskarte für den Nahverkehr, um mobil zu sein, löst das bei mir eigentlich nur Bedauern aus. Spätestens am nächsten Regentag muss ich daran denken, was diese Aussage wert ist. Und bei jedem Wochenendeinkauf frage ich mich, wie jemand das auf dem Gepäckträger bewerkstelligen will. Dabei fahre ich eigentlich ganz gern Fahrrad. Aber eben nicht aus Überzeugung, sondern nur aus einem noch vorhandenen Rest an sportlicher Ambition heraus und wenn das Wetter danach ist.

Leben ohne Auto ist möglich. Aber man muss es wollen. Man muss bereit sein, zahlreiche Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Und man muss damit leben, viel Zeit allein damit zu verbringen, von A nach B zu kommen. Für Spontaneität ist da kaum Platz und das ganze Leben wird von Fahrplänen diktiert, die selten zu den eigenen Bedürfnissen passen und immer wieder zu sinnlosen Wartezeiten zwingen.