Das Zeitalter der Unverbindlichkeit

Das Zeitalter der Familie geht seinem Ende zu. Das Lebensmodell verliebt, verlobt, verheiratet ist für immer weniger Menschen der ideale Lebensweg. Beziehungen der modernen Art sind unverbindlich. Man lernt sich kennen, man verliebt sich, man zieht vielleicht sogar zusammen, man verbringt eine Strecke des Lebenswegs miteinander und trennt sich wieder.

Heute geht es nicht mehr um das Wir und die gemeinsame Zukunft. Es geht um das Ich und die eigene Selbstverwirklichung. Sex ist beliebig geworden, seitdem es die Pille gibt und eine spontane Nacht keine Folgen mehr hat. Die eine große Liebe fürs Leben ist vielleicht eine Sehnsucht, aber sie besteht nur noch im Film oder in der Fantasie. Im Vordergrund steht heute die Selbstoptimierung. Es geht um ich, ich und nochmals ich. Das Ziel ist, das eigene Leben noch schöner, noch vorteilhafter, noch perfekter einzurichten.

Eine Frau gehört natürlich dazu, wenn man ein Mann ist. Aber sie sollte sich in dem Zeitfenster des Lebens befinden, in dem sie noch vorzeigbar ist und spontanes Begehren auslöst. Droht die Fassade allmählich zu verwittern, dauert es nicht mehr lange und Mann beschäftigt sich mit dem Gedanken, sie gegen ein neueres, jüngeres, attraktiveres Modell auszutauschen. Das Leben ist schließlich kurz und Mann will nichts verpassen. Zumindest, wenn man zum Mainstream gehört und das Leben vor allem aus der materialistischen Sicht betrachtet.

Für die Frau ist das Ganze noch deutlich dramatischer. Sie beginnt allmählich, Frau zu sein, wenn sie noch mitten in der Teenagerzeit steckt. Die ersten richtigen Männer treten in ihr Leben, wenn sie gerade mal volljährig ist. Zu der Zeit befindet sie sich noch im Studium oder macht gerade eine Berufsausbildung. Sie ist lecker anzusehen, denn junge Frauen sind fast immer irgendwie hübsch. Sie kann sich aussuchen, welcher Kerl seinen Schwanz in sie stecken darf, denn wollen tut eigentlich jeder. Sie muss zwar darauf achten, nicht als Schlampe abgestempelt zu werden, aber solange sie sich einen nach dem anderen vornimmt, ist eigentlich alles im grünen Bereich.

Das alles funktioniert, bis die Zeit kommt, in der die Kerle allmählich „etwas Festes“ haben wollen und keine Lust mehr verspüren, für einen schnellen Fick jedes Wochenende ein neues Weib anzugraben. Die Zeit der „Beziehungen“, die manchmal nur ein paar Monate halten, aber auch durchaus mal ein paar Jahre bestehen bleiben. Die Zeit, in der die Frau allmählich den Dauercharm der Jugend verliert und zunehmend „erwachsen“ wird. Die Zeitphase zwischen zwanzig und dreißig, in der nicht wenige Frauen jegliche Attraktivität verlieren und feststellen müssen, dass ihnen kein Mann mehr nachsieht, geschweige denn etwas mit ihnen anfangen will. Die Zeit, in der sich die Spreu vom Weizen trennt und nur noch die übrigbleiben, die von der Natur bevorzugt wurden. Oder die unermüdlich daran gearbeitet haben, möglichst frisch und knackig auszusehen.

Aber irgendwann so etwa bei Vierzig ist auch diese Gnadenfrist zu Ende. Die Männer orientieren sich längst an der nachwachsenden Generation, die gut ein Jahrzehnt jünger ist und noch richtig Spaß macht. Die übriggebliebenen Frauen haben sich entweder früh einen Mann geangelt und sind mit ihm vermögend geworden, sodass ihm eine Scheidung zu kostspielig ist. Oder sie treffen sich nur noch unter Ihresgleichen und haben das Thema Mann und Beziehung abgehakt.

Merke: Ein Mann kann selbst mit siebzig noch attraktiv erscheinen und sexuelle Bedürfnisse ausleben. Für die allermeisten Frauen ist spätestens mit fünfzig die Tür zu, wenn sie es nicht geschafft haben, einen Mann an sich zu binden, der vielleicht keine Lust mehr auf sie hat, aber zu bequem ist, um sich noch etwas Neues zu suchen.

Das war früher nichtviel anders. Aber für unsere Vorfahren lebten in dauerhaften Beziehungen und hatten es ungleich schwerer, eine einmal getroffene Entscheidung einfach abzuhaken und sich auf einen Neuanfang einzulassen. Eine Dreißigjährige, die sich mit einem geschiedenen Mann in den Fünfzigern einlässt, wäre damals als die Schlampe vom Viertel eingestuft worden. Sie war die Vorstufe zur Hure, denn man ging davon aus, dass sie nur sein Geld will und die Absicht hat, gut versorgt zu sein.

Doch im Zeitalter von Parship & Co. gilt das alles nicht mehr. Dating ist heute nicht mehr nur auf das Angebot in der unmittelbaren Umgebung beschränkt. Gedated wird eigentlich ständig und völlig unabhängig von Zeit und Raum. Und weil das Angebot nicht versiegt und immer neue Gesichter das Spielfeld betreten, ist auch die Versuchung groß, die alten Probleme abzuhaken und sich auf neue einzulassen.

Es kostet schließlich nur ein paar Euro, um auf die ganz große Bilderwelt der Verlockungen zugreifen zu können. Man erstellt einfach ein Profil zur Selbstdarstellung und macht sich auf die Suche im scheinbar unendlichen Raum der Möglichkeiten. Geboten werden schöne und weniger schöne Frauen auf der einen und attraktive und weniger attraktive Männer auf der anderen Seite. Da sollte doch irgendwo die perfekte Frau zu finden sein: unwiderstehlich schön, unendlich geil und bereit für die tollsten Abenteuer.  Oder aber der ideale Mann, der genügend Geld mitbringt und den eigenen Status aufpolieren kann.

Quasi die Übungsplattform dafür ist Tinder und Konsorten. Das ist quasi die Vorschule der Unverbindlichkeit. Da können schon die Teenies für das Leben üben. Man wischt nach links oder rechts, sortiert aus, und entscheidet sich für den besten Deal, der gerade zu haben ist und sich praktischerweise ganz in der Nähe aufhält. Dabei geht es nicht um Liebe und Leidenschaft. Es geht schlicht und einfach um den nächsten Fick. Möglichst noch heute Nacht, denn das Leben hat noch viel zu bieten und man will sich schließlich nicht auf die erstbeste Möse festlegen. Oder den Schwanz, der gerade im Angebot ist.

Wer auf diese Art und Weise konditioniert ist, sucht nicht mehr nach der Liebe fürs Leben. Hier geht es um die einmalige Chance, die auch einmalig bleiben wird. Es geht um den schnellen Fick und ein Wochenende, das bestenfalls geile Erinnerungen hinterlässt.

Denn die Liebe ist ein Marktplatz geworden. Angebot und Nachfrage bestimmen die Chancen. Die Hoffnungen von heute verwandeln sich blitzschnell in die Enttäuschungen von morgen. Die Show spielt hier und jetzt und der Zirkus zieht weiter. Dass dabei die Grenzen zwischen Beziehung und Prostitution immer mehr verwischen scheint keiner zu merken. Und es interessiert auch niemand.

Während die am Straßenrand den Einzelhandel bilden und sich  für einen einzelnen Fick verkaufen, setzen die ehrbaren Frauen auf teure Geschenke. Während es im einen Fall höchstens um eine Stunde geht, liegt der Zeithorizont auf der anderen Ebene im Bereich von Monaten oder gar Jahren. Aber um Geld geht es immer, entweder direkt oder indirekt. Und es sind immer die Frauen, die bezahlt werden wollen, wenn sie ihre Körperöffnungen zur Verfügung stellen. Und es sind die Männer, die investieren müssen, um Befriedigung zu finden.

Denn langfristige Bindungen gibt es nicht mehr und wenn, dann denkt man in Monaten und ganz selten in Jahren. Gefragt ist nicht mehr der Lebenspartner, sondern nur noch der Lebensabschnittspartner. Das weiß auch die Bauwirtschaft und mietet mittlerweile nur noch Single-Wohnungen an, die eigentlich nur für einen Bewohner geschaffen sind, aber zur Not auch Platz für Zwei haben. Denn man zieht heute nicht mehr zusammen. Man fragt sich jede Nacht aufs Neue „Zu mir oder zu dir?“ und wenn die Frage nicht mehr gestellt wird, dann hat man sich eben „auseinandergelebt“ und es wird Zeit, an eine neue Konstellation zu denken.

Eine logische Folge davon ist, dass immer weniger Kinder geboren werden. Ein Kind ist ein Langzeitprojekt, das nicht in das Renditedenken unserer Generation passt. Wer will heute noch den Gegenwert einer Eigentumswohnung investieren, um einen nervigen Teenager bis zum Studium durchfüttern? Das machen doch nur noch Moslems, die es gewohnt sind, in beengten Verhältnissen zu leben und mit jedem neuen Schreihals und die Erhöhung des Kindergeldes denken. Sie bestimmen heute schon das Stadtbild und werden in absehbarer Zeit die Einheimischen zur Randerscheinung machen.

Angefangen hat das alles mit einer kleinen Pille, die unter Medizinern als Ovolationshemmer bezeichnet wird. Die Pille ist eine rein deutsche Erfindung. Sie wurde zur Zeit des Dritten Reiches entwickelt und im KZ an jungen Frauen ausgetestet. Heute ist das im Volksmund Antibabypille genannte Medikament die alltägliche Volksdroge aller Frauen und hat das Bevölkerungswachstum drastisch nach unten gedrückt.

Doch wo man frei und ohne Folgen ficken kann, da braucht man auch keine Ehe mehr, die vor allem von der Kirche gefördert wurde und vor allem den Frauen Sicherheit beschert. Und mit dem Bedeutungsverlust der Ehe hat auch die früher allgegenwärtige Kirche einen Großteil ihrer ehemaligen Berechtigung verloren. Der Glaube an einen imaginären Gott wurde durch die materialistische Denke und allerlei Lebensphilosophien ersetzt. Die Beständigkeit der Gesellschaft hat sich in Luft aufgelöst. Das Wir wurde zum Ich. Materieller Besitz entwickelte sich zum allgemein anerkannten Heilsbringer. Das Leben, das Opa und Oma noch für normal hielten, war einer neuen Freiheit, Unbeständigkeit und Unsicherheit gewichen.

Vielleicht haben also die Moslems gar nicht so unrecht, wenn sie uns als Ungläubige bezeichnen. Vielleicht findet ja die liberale Welt Mitteleuropas schon bald den Weg zum Islam, macht Frauen wieder zum Privatbesitz des Mannes und fegt das Übel der Emanzipation samt all den Gleichstellungsbeauftragten hinweg und lässt ein neues Patriarchat entstehen.

Der allerschlechteste Weg wäre das nicht. Zumindest aus rein männlicher Sicht.