Du musst einfach der Größte für sie sein

Man kann sie eigentlich in zwei Gruppen einteilen. Die einen wollen etwas aus ihrem Leben machen, haben eigene Ziele und wollen vorankommen. Die anderen haben eigentlich keine Ambitionen, verschleißen sich in Loser-Jobs und warten auf das große Glück. Beide haben jedoch eines gemeinsam: Sie suchen einen Mann, der besser ist als sie. Einer, der etwas erreicht hat und zu dem sie aufblicken können. 

Für die große Schar der Friseusen, Verkäuferinnen und kleinen Angestellten reicht dafür schon, dass er ein richtiges Auto fährt und Geld in der Tasche hat. Während der Woche nimmt sie den Bus oder die U-Bahn. Am Samstag wird sie abgeholt, ihre Freundinnen gucken neidisch und sie fühlt sich wie eine kleine Königin. Er spendiert ihr einen Drink und sie strahlt ihn an. Er führt sie schick aus und sie wird allen davon erzählen. Er umarmt sie, küsst sie, fickt sie und für sie ist es die große Liebe. Er will, dass sie zu ihm zieht und sie denkt an Hochzeit. 

Mit ihrem bescheidenen Einkommen kommt die kleine Angestellte gerade mal über die Runden. Aber es ist eigentlich kein Leben, das wirklich lebenswert ist. Wer ziemlich weit unten auf der sozialen Leiter steht, hat jedoch nur bescheidene Erwartungen und ein Kerl, der sie auf die nächste Sprosse hebt lässt bereits Träume Wirklichkeit werden. Folglich wird sie zu ihm aufsehen. Sie wird ihn bewundern. Sie wird ihn nicht mehr loslassen wollen, denn in ihrer Welt ist er der Größte und etwas Besseres konnte ihr gar nicht passieren. 

Ganz anders sieht es an den Hochschulen und Unis aus. Hier gibt es mittlerweile fast so viele weibliche wie männliche Studenten. Ob sie alle Karriere machen, wird sich zeigen müssen. Aber sie haben zumindest gute Voraussetzungen, auf eigenen Beinen zu stehen. Wenn es um einen Mann geht, steht daher die Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Situation nicht so sehr im Vordergrund. Doch jede Frau will begehrt werden. Vor hat sie Freundinnen, die es zu beeindrucken gilt. Und dann gibt es noch die Eltern, die natürlich eine bestimmte Erwartungshaltung an ihre Tochter haben. Dazu gehört, dass sie den richtigen Mann nach Hause bringt. Einen, den man vorzeigen kann und der einen standesgemäßen Partner abgibt. Also wird auch sie einen Mann suchen, zu dem sie aufblicken und auf den sie stolz sein kann. Was in der Praxis nicht ganz so einfach ist. Es gibt eben erheblich weniger Männer, zu denen eine Frau aufblicken kann, die selbst ein Diplom in der Tasche hat oder einen Titel vor dem Namen trägt. 

Bei Männern sieht das tendenziell völlig anders aus. Männer sind vor allem visuelle Wesen. Ein Mann braucht keine Frau für gute Gespräche. Dafür sind seine Kumpels ohnehin die bessere Wahl. Er braucht sie auch nicht, um nach oben zu kommen. Dafür hat er seine Netzwerke und pflegt die richtigen Beziehungen. Auch ob sie standesgemäß ist und seine Umgebung Beifall klatscht, ist ihm nicht wirklich wichtig. Er schätzt eine Frau vor allem aus zwei Gründen: Weil sie gut aussieht und er das genießen kann, was andere gerne hätten. Und weil sie zu ihm aufsieht und ihn für den Größten hält. 

Das Verhaltensmuster ist also immer so ziemlich das Gleiche: Er will ficken, was sich zu ficken lohnt und sie will sich nach oben schlafen (auch wenn sie das natürlich weit von sich weist). 

Wobei natürlich auch Frauen einen attraktiven Mann zu schätzen wissen. Allerdings stecken dahinter ganz spezielle Gründe. Sie sind nämlich ausgeprägt soziale Wesen. Das heißt, sie suchen vor allem die Anerkennung der anderen Zicken. Und sie genießen die neiderfüllten Blicke, wenn sie mit dem blendend aussehenden Kerl auf der nächsten Party auftauchen. Grundsätzlich ist jedoch das Aussehen eines Mannes bei einer Frau nicht an allererster Stelle. Gilt es zwischen dem Klempner mit dem Traumbody und dem Karrieretypen mit Na-ja-Figur auszuwählen, wird aller Wahrscheinlichkeit der gewinnen, der auf der sozialen Leiter eine Stufe weiter oben steht. 

Ausnahmen sind da äußerst selten. 

Männer sind im Vergleich dazu erheblich einfacher gestrickt. Böse weibliche Zungen behaupten daher auch gerne, sie würden eigentlich rein schwanzgesteuert handeln. Sie sind davon überzeugt, man könne von einem Mann alles haben, wenn man nur verführerisch mit dem Arsch wackelt oder die Titten in Szene setzt. 

Doch das ist natürlich zu kurz gedacht. Natürlich wird der Schwanz eines Mannes reagieren, wenn seine Augen etwas Anregendes zu sehen bekommen. Manchmal lässt er sich auch blenden, wenn der Reiz unwiderstehlich ist und sein Urteilsvermögen setzt einen Moment lang aus. Doch jeder Reiz ist irgendwann vorbei und genau das ist der Punkt, an dem sich das männliche Ego wieder ins Bewusstsein drängt. Das wiederum hat nicht nur ein Problem damit, wenn sie ihn manipulieren will. Es wird auch auf Dauer nicht mit einer Frau klarkommen, für die er nicht der beste Mann und größte Liebhaber ist.

Oder um es ganz einfach zu sagen: Ein Dummchen, das einfach geil aussieht und ihn anhimmelt, ist ihm allemal lieber als eine Frau auf Augenhöhe, die Ansprüche stellt und sich ständig mit ihm messen will. Das erklärt auch ein paar Phänomene, die sich Frauen vermutlich immer auf die Palme bringen werden:

Der Stationsarzt von der Chirurgischen bandelt naturgemäß lieber mit der hübschen Schwester an, die ganz feucht wird, sobald er auch nur in ihre Nähe kommt. Zwar gibt es da auch noch die Kollegin von der Inneren, die ein Auge auf ihn geworfen hat und eigentlich auch ganz verführerisch aussieht. Aber er weiß eben, dass ein Leben mit ihr erheblich anstrengender sein würde. Die Schwester mag zwar definitiv zu jung für ihn sein. Auch meint sein gesamtes Umfeld, dass sie eigentlich „unter seinem Niveau“ ist. Aber als Arzt kennt er den erbarmungslosen Verfall des menschlichen Körpers, der besonders bei den Frauen gnadenlos zuschlägt. Er weiß daher, dass die kleine Blonde nicht nur einen jugendlich knackigen Arsch und ansehnliche Titten hat. Er weiß auch, dass er noch viele Jahre Freude daran haben wird. Und er kann davon ausgehen, dass sie ihm als Frau voll ergeben ist und als Ehefrau rund um die Uhr für ihn da sein wird. Denn im Gegensatz zu seiner Kollegin wird sie ganz selbstverständlich seine Hemden bügeln und sein Haus in Ordnung halten. Und er wird sich darauf verlassen können, dass sie schon das Bett für ihn angewärmt hat, wenn er nach einer anstrengenden Nachtschicht nach Hause kommt.

Männer wissen eben ganz genau, was gut für sie ist. Ganz gleich, was Frauen darüber denken. Außerdem handeln sie nach einem uralten Instinkt, der sich seit der Höhlenzeit nicht wesentlich verändert hat. Und der auch im Zeitalter der Emanzipation nur wenig an Bedeutung verloren hat. 

„Behind every great man stands a great women.“ 

So lautete ein Slogan, der im Jahre 1945 erstmals von der amerikanischen Frauenbewegung benutzt wurde. Zwar wollten die Emanzen der Anfangszeit damit eigentlich die herausragende Bedeutung der Frau für den Erfolg eines Mannes hervorheben. Aber es ist ihnen wohl nicht so richtig bewusst geworden, dass sie damals genau das ausgedrückt haben, was ohnehin der Realität entsprach. Erfolgreiche Männer haben Frauen, die uneingeschränkt hinter ihnen stehen. Frauen, die ihnen den Rücken freihalten, damit Sie sich voll und ganz auf ihre eigentlichen Ziele konzentrieren können. Frauen, die in ihrer Rolle als Assistentin, Unterstützerin, man kann sogar sagen Dienerin des Mannes wohlfühlen und damit Teil seinen Erfolg erst möglich machen. Man kann es auch mit den Worten des britischen Staatsmanns Lord Georg Lyttelton zum Ausdruck bringen, die dieser bereits 1773 formuliert hatte:

„Seek to be good, but aim not to be great. A woman’s noblest station is retreat.“

Für die emanzipierte Frau von heute ist das natürlich eine ganz böse Aussage, der man umgehend widersprechen muss. Schließlich sind das doch die Worte eines Machos, der sein Glück in der Unterdrückung der Frau sieht. Doch diese Kämpferinnen für die Weiblichkeit sind so von ihrem Kampf gegen das Patriarchat beseelt, dass sie eine Tatsache völlig vernachlässigen: Die besten Ergebnisse entstehen immer dann, wenn Menschen ein Team bilden und sich in ihren Fähigkeiten ergänzen. Das hat mittlerweile jedes fortschrittliche Unternehmen erkannt und die alten Hierarchien durch flexible Teams ersetzt, die hochmotiviert arbeiten, weil sich jeder einbringen kann und alle an einem Strang ziehen. 

Männer werden nicht als Frauenhasser geboren. Die meisten von ihnen schätzen Frauen und wissen, dass ein Leben ohne sie eigentlich ziemlich reizlos ist. Aber sie lernen auch schon im Kindergarten, dass Mädchen nicht nur anders aussehen, sondern sich auch völlig anders verhalten. Später merken sie dann, dass die meisten Frauen eigentlich recht liebenswerte Wesen sind. Doch sie erkennen auch, dass die wenigsten in der Lage sind, ohne den Rückhalt eines Mannes im Leben zu bestehen. 

Männer wissen das. Sonst würden sie nicht dem tief sitzenden Impuls folgen und die Frau ihres Begehrens unter ihre Fittiche zu nehmen und durchs Leben führen. Frauen wissen das auch. Denn sonst würden sie nicht unbewusst nach Männern Ausschau halten, die ihnen überlegen sind und bei denen sie Halt im Leben finden. Nur Emanzen wissen das nicht und leben daher meist ein recht einsames Leben. 

Womit eigentlich geklärt wäre, weshalb es bisher niemand geschafft hat, das uralte Spiel zwischen Mann und Frau entscheidend zu verändern.