Es gibt die eine Frau. Und es gibt die anderen.

Sei ehrlich. Als du Anna kennenlerntest, war sie die größte Entdeckung deines Lebens. Alles an ihr hat dich fasziniert. Wie sie sich kleidete. Was sie dachte und sagte. Ihr Busen, der genau für deine Hände gemacht zu sein schien. Ihr gerundeter Po, der sie so fraulich erscheinen ließ. Ihr offenes Lächeln sowieso. Einfach alles.

Ihr seid also schnell zusammengezogen, denn du warst dir deiner Sache sicher. Irgendwann habt ihr sogar geheiratet, denn das machte einfach Sinn. Ihr habt euch gut verstanden. Ihr habt viel miteinander erlebt. Ihr wart das Paar, das andere bewundert haben. Und doch wurde dir irgendwann bewusst, dass Vollkommenheit anders aussieht. Dass da etwas fehlt, was du nicht wirklich beim Namen nennen kannst.

Denn sie ist dir lieb und teuer und du möchtest sie nicht missen. Aber wenn du Lust auf interessante Gespräche hast, lädst du dir Freunde ein. Du schläfst gerne neben ihr ein und ihr habt Sex, wie man ihn nur mit einer Frau haben kann, die man seit Jahren kennt und noch immer begehrenswert findet. Doch es ist normaler Sex. Sex, wie man ihn eben hat. Streicheln. Küssen. Lecken. Eindringen. Nach wie vor schön, aber in letzter Zeit nicht mehr so oft wie früher.

Vor allem merkst du, dass sich etwas in dir verändert hat. Dir fällt auf, dass du wieder Augen für andere Frauen hast. Dass du empfänglich für neue Reize bist. Dass du im Sportstudio wartest, bis die Petra ihr Handtuch nimmt und zur Dusche geht. Dann gehst du auch und triffst sie scheinbar zufällig in der Lounge wieder, wo du sie fragst, was sie gerne trinken möchte. Ihr Busen ist zwar ziemlich klein und ihre Erscheinung ist eher sportlich als fraulich. Aber sie hat was und du könntest dir durchaus mehr vorstellen.

Das hat mit Anna nichts zu tun. Denn Anna ist wie ein Teil von dir und ihr gehört einfach zusammen. Aber Petra wäre doch eine Sünde wert. Schließlich lebt Mann nicht ewig und es wird allmählich eng für dich, wenn du noch einmal eine neue Erfahrung machen willst. Also nutzt du die Chance, die sich dir bietet. Du hast nach Jahren mit Anna zum ersten Mal Sex mit einer Anderen. Und es war guter Sex. Anders. Eine Spur pervers und völlig unbekümmert. Zum ersten Mal fühlst du dich wie ein Mann, der einer Frau gibt, was sie braucht. Schweißtreibend. Intensiv. Hart und ungehemmt. Aber, wie gesagt, mit Anna hat das nichts zu tun.

Und dann ist da noch Vera. Du bist dir nicht sicher, ob sie lesbisch ist, aber sie ist eine hervorragende Gesprächspartnerin. Mit dir kannst du über alles reden, was dich bewegt. Du kannst philosophieren, diskutieren und herumalbern. Sie gibt dir neue Impulse und sie saugt deine Gedanken auf. Also trefft ihr euch immer öfter und es wird immer ein langer Abend. Anna? Nein, Anna nimmst du dabei besser nicht mit. Für komplizierte Themen ist sie zu einfach gestrickt und Streitgespräche sind nicht ihr Ding. Sie ist eher der harmonische Typ, der einen langen Roman liest, während sie sich an dich schmiegt.

Mit Vera warst du nur einmal im Bett. Es war OK, aber eigentlich habt ihr die ganze Nacht nur geredet. Sie ist nicht die Allerhübscheste, aber durchaus reizvoll. Es war eher ein Fick unter Freunden und du weißt, dass es nicht oft passieren wird.

Vera, Petra und Anna, das sind eben verschiedene Kapitel in deinem Leben. Themen, die man nicht durcheinander bringen sollte. Beziehungen, die besser nichts voneinander wissen. Denn Petra spricht das animalische Ich in dir an, während Vera ein Austausch zwischen zwei Köpfen ist. Anna können beide nicht das Wasser reichen. Aber auch Anna hat eben ihre Grenzen.

Aber du spürst, dass es ein Balanceakt ist, in drei Welten zu leben.