Wo fängt eigentlich die Nutte an?

Was eine Nutte ist, weiß jeder. Auch Frauen wissen das. Nutten stehen am Straßenrand und bieten den schnellen Quickie an. Direkt im Auto oder irgendwo um die Ecke. Oder sie sitzen im Bordell herum und warten auf Freier. Die Edelvariante davon nennt sich Callgirl und ist spezialisiert auf Hausbesuche. Sie wird auch gerne ins Hotelzimmer bestellt, wenn der Geschäftsmann Abwechslung braucht. Huren, Nutten, Callgirls, das ist alles bäh. Eine anständige Frau tut so etwas nicht. Sich für Sex bezahlen zu lassen, das ist schließlich das Allerletzte. Das sagen sie zumindest, wenn man sie fragt. Fast alle, sofern sie nicht im Milieu arbeiten.

Ich hingegen behaupte, dass in jeder Frau das Zeug zur Hure steckt. Zur Nutte vielleicht nicht und zum Callgirl eher selten. Aber für Geld die Beine breit machen ist selbst in den besten Kreisen weit verbreitet. Und das ist schließlich, was eine Hure ausmacht.

Keine von den Anständigen würde mit jedem X-beliebigen Mann ins Bett gehen. Ein heißer Urlaubsflirt vielleicht. Aber für Geld auf keinen Fall.

Wirklich nicht?

Das Thema hört sich nämlich völlig anders an, wenn Frauen unter sich sind. Ganz besonders, wenn sich langjährige Freundinnen treffen und über Männer reden. Da stellt sich nämlich schnell heraus, dass das ob oder ob nicht keinesfalls eine Frage der Moral ist. Sondern davon abhängt, um welchen Mann es sich handelt. Der Sohn vom Chef wäre natürlich eine verlockend gute Partie. Und wenn der sich interessiert zeigt, na ja, vielleicht, unter Umständen, eigentlich eher schon …

Die Fassade der Moral bröckelt also ganz schnell, wenn viel Geld im Spiel ist. Ich meine, richtig viel Geld. Zum Beispiel ein Erbe, das in die Millionen geht. Dafür kann man schon mal vergessen, dass der Kerl nicht wirklich attraktiv ist. Ja, dass man ihn unter anderen Umständen noch nicht einmal wahrnehmen würde.

Sie tun es also doch für Geld. Unter Umständen. Aber eigentlich doch nicht, zumindest nicht so direkt. Und sie sind bereit, sich von jedem ficken zu lassen. Na ja, vielleicht nicht jeder, aber wer kann schon einem mit Platin-Kreditkarte widerstehen?

Insgeheim träumen sie nämlich alle von einem gut aussehenden Mann, der ganz weit oben auf der Karriereleiter steht und ihnen ein Leben ermöglicht, das sie sich aus eigener Kraft nie leisten könnten. Und wenn er nicht so gut aussieht und alles andere passt, dann ist das eben so. Man kann eben nicht alles im Leben haben.

Natürlich wäre es ideal, wenn er sie heiratet. Dann wäre sie nämlich über alle Zweifel erhaben und könnte sich als ganz ehrbare Ehefrau fühlen. Der Vorwurf, sie hätte ihn nur des Geldes wegen geheiratet, ist zwar ein Makel, aber den kann man verschmerzen. Das sagen ohnehin nur die anderen Weiber, die neidisch auf sie sind.

Wenn das mit der Heirat nichts wird, bleibt immer noch die Option, seine Liebhaberin zu werden. Vielleicht spendiert er ihr ja zumindest eine Wohnung, um sich heimlich mit ihr treffen zu können. Auf jeden Fall wird er seine Mätresse reichlich beschenken. Mit teurem Schmuck, einer Tasche von Gucci oder einem Kleid von Chanel. Das alles hätte sie nämlich gerne, aber bei ihrem Gehalt reicht es allenfalls für ein Imitat. Nur Geld, nein Geld würde sie von ihm nicht nehmen. Na ja, nicht für Sex. Nicht regelmäßig. Höchstens von Zeit zu Zeit, wenn sie gerade etwas klamm ist.

Das alles ist ein Klischee? Eine Fantasie entsprungen aus einem Männerhirn? Hingeschrieben von einem Mann, der die Frau seiner Träume nicht bekommen hat, weil sie ihm ein anderer weggeschnappt hat? Einer, der besser war? Einer mit mehr Geld? Der Vorwurf klingt zwar griffig, aber eigentlich ist er verräterisch. Denn er verrät mehr über die Frau, die ihn ausspricht, als über den Mann, über den sie sich ereifert.

Eine Hure ist eine Frau, die einem Mann für Geld zu Diensten ist. Der Begriff ist moralischer Natur und abwertend gemeint. Religiöse Eiferer bezeichnen Frauen damit, die Sex ohne Trauschein haben. Betrogene Ehefrauen nennen gerne ihre Nebenbuhlerin so, denn eine anständige Frau lässt sich nicht mit einem verheirateten Mann ein. Ich nenne jede Frau so, die aus rein materiellen Gründen vor den Traualtar tritt. Oder die sich von einem Mann aushalten lässt und ihn dafür mit ihrer feuchten Muschi belohnt.

Ich weiß, dass das nicht auf alle Frauen zutrifft, die einen reichen Mann geheiratet haben. Und ich entschuldige mich bei allen, die ich zu Unrecht in Verdacht habe. Aber es welche, bei denen bin ich mir ziemlich sicher. Ich treffe sie, wenn ich hier in Hamburg einkaufen gehe. Ich beobachte, wie sie ein Kleid für über tausend Euro kaufen und dann mit diesem ich-kann-es-mir-leisten-Blick aus dem Laden gehen. Meist kann sie es nämlich nicht, denn die Kreditkarte gehört zum Konto ihres Mannes und ihr Cabrio war ein Geschenk von ihm. Denn sie zieht alle Blicke auf sich und ihr Mann weiß, dass eine wirklich schöne Frau immer einen hohen Preis hat.

Das ist bei den Callgirls nicht anders.

Frauen, die es aus eigenem Können zu etwas gebracht haben oder sich in jungen Jahren in einen Mann verliebt haben, der danach Karriere gemacht hat, fallen auch auf im Großstadtgewimmel. Aber nicht durch großkotziges Getue und ein Outfit, das aus dem Rahmen fällt. Sondern eher durch zeitlose Eleganz und ein stilvolles Erscheinungsbild, das guten Geschmack verrät. Ihnen gönne ich gerne den kleinen Luxus und hoffe, dass sie glücklich sind.

Wobei man gar nicht in die Luxuskategorie aufsteigen muss, um Frauen kennenzulernen, die bereit sind, sich für Geld zu prostituieren. Da genügt schon ein Ausflug in eines der bekannten Dating-Portale. Früher inserierten die Damen, die auf betuchte Männer hofften, in der Zeit und in ihren Anzeigen standen Begriffe wie „niveauvoll“, „finanziell unabhängig“ und „gut situiert“. Heute findet man sie bei Elitepartner, wo man auf dieselben Attribute wert legt und auf einen hohen Anteil an Akademikern verweist. Wobei verschwiegen wird, dass es sich bei den Akademikerinnen zumeist um Lehrerinnen handelt, denen ein Beamter einfach nicht gut genug ist.

Ich hab das Spiel mal mitgemacht. Es ist zwar schon ein Jahrzehnt her, aber ich vermute, es hat sich nichts Wesentliches geändert. Die sich daraus ergebenden Dates liefen alle ähnlich ab. Ich saß einer mehr oder weniger attraktiven Mittdreißigerin gegenüber, die mit einem Altersunterschied von fast 2ß0 Jahren kein Problem hatte. Alter sei relativ, hieß es stereotyp. Man sei schließlich so alt, wie man sich fühlt.

Ich bin mir sicher, dass der dazu gehörende Hintergedanke ganz anders lautete. Alter spielte nicht die ganz große Rolle, weil ältere Männer meist etwas weiter oben auf der Karriereleiter stehen – und damit ein überdurchschnittliches Einkommen beziehen. Aber ich habe sie schnell durchschaut und ich wusste genau, was in ihrem Kopf vor sich ging, wenn sie als zwangloses Gespräch getarnt ihren Fragenkatalog abarbeiteten.

Du bist also geschieden ... (hoffentlich muss er nicht zu viel an die Alte zahlen)

In Florida war ich auch schon mal ... (richtig verreisen wollte ich schon lange mal wieder)

Ach du bist selbstständig  … (klingt gut, zumindest ist er kein kleiner Angestellter)

Ein Ferienhaus auf Usedom … (aha, er hat es zu was gebracht)

Was fährst du denn, wenn ich fragen darf …? (sag jetzt bloß nicht VW)

Also ich finde, wir sollten uns unbedingt wieder treffen … (du siehst nach einer guten Partie aus)

Es gibt Männer, die beherrschen dieses Spiel bis zur Perfektion. Ihre Legende ist so verführerisch, dass die Frauen glänzende Augen bekommen. Meist genügt schon ein Treffen auf neutralem Grund und man kommt sich näher. Sie ist überzeugt davon, das ganz große Los gezogen zu haben. Er ist vor allem von ihrer Optik angetan. Sie ist ganz aufgeregt und will ihn sich nicht entgehen lassen. Er hat leichtes Spiel damit, sie ins Bett zu bekommen. Vielleicht trifft man sich das nächste Mal in einer Hotelbar und das Zimmer ist bereits gebucht. Oder sie lädt ihn zu sich ein. Auf jeden Fall sind ein paar heiße Nächte drin. Bis sie merkt, dass etwas nicht stimmt. Oder er die nächste an der Angel hat, die von genau denselben Motiven getrieben wird.

Ist es unmoralisch, Frauen so reinzulegen?

Ist es moralisch, die Beine breit zu machen, um auf diese Weise in den eigenen sozialen Aufstieg zu investieren?