Züchtig und Gott wohlgefällig

Ganz gleich, ob jemand katholisch oder evangelisch aufgewachsen ist, ob seine Eltern einer Freikirche angehörten oder die Wahrheit in einer Sekte suchten. Es gibt ein Merkmal, das so gut wie alle christlichen Religionen gemein haben. Sie predigen, dass die Frau dem Manne untertan zu sein hat. Und sie bestehen darauf, dass der Mann die Hosen anhat und während von der Frau erwartet wird, sich in züchtige Kleider zu hüllen. Je kleiner eine Gemeinde ist und je fundamentalistischer sie ihren Glauben praktiziert, desto ausgeprägter ist diese Vorstellung.

Und so erkennt man die Anhänger der Freikirchen, Mormonen, Neuapostolen und Zeugen Jehovas meist schon aus der Ferne. Die Männer tragen Anzug und Krawatte, wenn sie zur Kirche gehen. Die Frauen erscheinen ausnahmslos in Kleidern und Röcken.

Es gibt sogar die ganz Extremen, die ihren Frauen sogar verbieten, unter dem Kleid irgend etwas zu tragen, was an eine Hose erinnert. Alles, was den Bereich zwischen den Beinen abschließt, ist Männersache. Frauen dürfen zwar mehrere Unterröcke tragen, wenn es draußen kalt ist. Aber ein Höschen ist nicht gestattet.

Vor längerer Zeit hatte ich Gelegenheit, mich mit einem der geistigen Führer einer solchen strenggläubigen Christengemeinde auszutauschen. Er vermutete in meiner Frage ein aufrichtiges persönliches Interesse an seinem Glauben und klärte mich entsprechend auf. In einem vertraulichen Gespräch unter Männern gewährte er mir interessante Einblicke in das Denken von Menschen, die die Bibel wortwörtlich nehmen und jeden Satz dieses uralten Buches als das Wort Gottes betrachten.

"Die Frau ist um des Mannes willen erschaffen worden," lautete die Logik meines Gesprächspartners. In der Bibel wird sie auch als seine Dienerin bezeichnet. Und es steht geschrieben, dass es eine Schande für eine Frau ist, Männerkleidung zu tragen. Deshalb werde ich weder meiner Frau noch meiner Tochter erlauben, in Jeans herumzulaufen. Das ist nicht gottgefällig und ziemt sich daher für eine Frau nicht. Außerdem gibt es für einen Mann eine Menge praktische Gründe, die für einen Rock oder ein Kleid sprechen."

Er musste wohl meinen fragenden Blick gemerkt haben und zögerte nicht, mich über die kleinen Geheimnisse eines christlichen Ehemannes und Familienoberhauptes aufzuklären.

"Ein Kleid macht eine Frau verfügbar. Jederzeit und ohne große Umstände. Manchmal setzte ich mich einfach in die Küche und beobachte sie bei der Küchenarbeit. Der Herr hat sie mit einem hübschen Hintern ausgestattet, wie du vielleicht schon bemerkt hast. Meist dauert es nicht lange, bis ich Lust auf sie bekomme. Dann führe ich sie einfach an den Küchentisch und nehme sie von hinten. Ein Handgriff genügt und ihr Kleid ist bis auf die Hüften hochgeschoben. Darunter ist sie nackt, denn es ist ihr natürlich verboten, Unterwäsche zu tragen. Du siehst also, eine Frau mit Kleid ist für einen Mann ein wahrer Segen."

Doch er kannte noch einen anderen Grund, weshalb er und Seinesgleichen darauf bestehen, dass es selbst einem jungen Mädchen verboten ist, Hosen zu tragen:

"Meine Tochter ist jetzt in der Pubertät. Ein sehr kritisches Alter, wie du vielleicht weißt. Es ist das Alter, in dem junge Mädchen aufbegehren und ungehorsam werden. Aber der Herr hat dafür einen einfachen Rat. In meinem Haus ist das eine Weidenrute. Sie ist immer bereit und ich wende sie mit aller Strenge an, wenn Rachel wieder einmal eine Züchtigung braucht. Auch hier gilt: Rock hochschlagen und schon ist der Körperteil freigelegt, den der Herr zur Bestrafung des Weibes vorgesehen hat. Wovon ich übrigens auch meine Frau nicht verschone."

Es ist also auch bei gläubigen Menschen nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Gerne werden Dinge als moralisch beschrieben, für die es in Wirklichkeit ganz andere Gründe gibt.