Die Frau fürs Leben war vielleicht einmal

Sie war jung. Sie war zum Anbeißen hübsch. Und sie war der einsame Mittelpunkt meiner allnächtlichen feuchten Träume. Aber sie war in behüteten Verhältnissen aufgewachsen und die Tochter sehr religiöser Eltern. Mit der Folge, dass sie schon zu Hause sein musste, wenn andere gerade mal mit dem Vorspiel anfangen und auch sonst ziemlich strengen Regeln unterlag. Aber auch ein Mädchen, das an den Herrgott glaubt, kann es kaum abwarten, den ersten Schwanz in sich zu spüren. Also musste ich den klassischen Weg gehen. Damals war ich ja noch sehr jung, die Libido stand am Anschlag und ich war bereit, alles zu tun, um endlich die Erfahrungen zu machen, von denen mir meine Kumpels ständig vorschwärmten. 

Es kam also, wie es der Allmächtige wollte. Sie stellte mich ihren Eltern vor und das Prozedere nahm seinen Lauf. Ihre Eltern drängten auf eine möglichst schnelle Heirat. Schließlich kann man einem Mann nie trauen und die Tochter sollte als Jungfrau in die Ehe gehen. Unbedingt. Weil der Allmächtige das so wollte. Vor allem aber, weil es um den guten Ruf der Familie ging. 

Die Hochzeit verlief so, wie man es in dieser Gegend gewohnt war: Große Märchenshow in der Kirche und deftiges Futtern im Landgasthof bis zum Platzen. Die erste Nacht war ein Desaster - was kann man auch anderes erwarten, wenn zwei absolute Anfänger ihre ersten Versuche machen. Kurz gesagt: Ich kam, sobald ich den Traum meiner Fantasien im Original zu spüren bekam und sie war entsprechend gefrustet. Ich hätte eben vorher mal irgendwo üben sollen, aber ich war ja voll und ganz auf die Eine und Einzige fixiert. 

Die folgenden drei Monate waren eigentlich ein Dauerfick. Wie oft ich damals meinen Chef angerufen habe, um mich krank zu melden, kann man gar nicht zählen. Ein Wochenende war einfach zu kurz. Da musste man unbedingt noch den Montag dran hängen. Schließlich ist das Repertoire recht groß und es musste alles gründlich ausprobiert werden. 

Doch auch hinter einem einfachen Mädchen steckt letztendlich eine Frau mit all den Absichten und Hintergedanken, die dazu gehören. Natürlich wollte sie ein Kind, besser noch zwei. Ich hatte schließlich genügend Geld, um eine ganze Familie durchzufüttern. Außerdem - sicher ist sicher - ist der Mann erst mal zum Vater geworden, läuft er nicht so schnell davon. Schon, weil das richtig teuer wird. Das weiß jedes Weib und wird alles daran setzen, um sich ihr bequemes Dasein mit seiner Kreditkarte zu sichern. Das ist wohl auch der Grund dafür, weshalb sich vor allem diejenigen, die mit körperlichen Reizen punkten können, erst gar nicht die Mühe machen, etwas Vernünftiges zu lernen. Sie verschwenden damit keine Zeit, sondern suchen gleich nach dem Kerl, von dem sie leben können.

Das Ganze hat allerdings einen Haken: Eine Frau, die jahrelang nichts als Haus, Hof und Kinder erlebt hat, ist irgendwann so interessant wie ein Bettvorleger. Mann findet mit ihr einfach kein Thema, über das es sich zu reden lohnt. Weil es in ihrem Kopf nur noch Telenovelas aus dem Fernsehen, den Tratsch mit den Nachbarinnen und die tägliche Routine zwischen Kindern, Einkaufen und Kochen gibt. Schon das spricht dafür, dass Mann einer Frau nie gestatten sollte, ihren Beruf aufzugeben, weil ja für eine Frau die Mutterrolle angeblich der wichtigste aller Berufe ist. 

Routine ist nach ein paar Jahren auch das Stichwort, was das einst als Dauerextase begonnene Sexleben angeht. Eine Frau, die zwei Kinder hat, hat ihr Soll erreicht und ist zufrieden damit. Der Schwanz des Erzeugers hat seine Schuldigkeit getan und ist uninteressant geworden. Das Leben verändert sich unmerklich vom gemeinsamen zum parallelen Dasein. Jeder macht sein Ding und gelegentlich trifft man sich zum Essen oder Fernsehen. Ficken muss in den Zeitplan passen und ist eigentlich nur noch am Wochenende möglich. Und um eventuelle männliche Überreaktionen zu vermeiden, zieht Frau sich am besten so an, dass ihre Weiblichkeit weitgehend unerkannt bleibt: Die Jeans eine Nummer zu weit, das Sweatshirt schlabbrig bequem und was sich drunter abspielt - vergiss es. 

Eine ihrer Freundinnen schwärmte einmal von einer tollen Boutique, in der es noch tollere Dessous gäbe. Die Frau, die meinen Namen trug, konnte sie damit allerdings nicht begeistern. Sie war eher über die Preise schockiert: „So viel gibst du für Unterwäsche aus. Es sieht doch niemand, was du drunter trägst.“

Ich war also ein Niemand. Gut zu wissen. Aber es passte zur Realität. Dazu gehörte nämlich, dass ich ihr so etwa einmal im Monat mehr als deutlich zu verstehen geben musste, dass es doch wieder mal an der Zeit für einen Fick war. Dieses Ritual musste ich dann mindestens dreimal wiederholen, bis die Botschaft angekommen war. 

Was dann folgte, war ebenfalls immer gleich. Irgendwann spät abends schlich sie sich die Treppe hoch in mein Schlafzimmer. Wir schliefen längst getrennt, da sie sich davon belästigt fühlte, dass ich immer erst nach Mitternacht ins Bett kam. Sie kam also hoch, legte sich neben mich hin - und wartete. Sie war voll angezogen. Das heißt, sie trug einen alten Pyjama vom Typ fühlt sich gut an, sieht aber Scheiße aus. Darunter natürlich die Unterhose vom Wühltisch, die man ja sowieso nicht sieht. Und eine Körperhaltung, die eine einzige Botschaft verkündete: Hier bin ich, bedien dich und tu, was du nicht lassen kannst.

Irgendwann habe ich dafür einen eigenen Begriff entwickelt: Onanie am lebenden Objekt. 

Was war eigentlich aus dem bildhübschen Mädchen geworden, das seinerzeit gar nicht genug bekommen konnte? Damals war es mir scheißegal, ob ich meinen Job verliere. Ein Fick am Montagmorgen, noch einer nach dem Frühstück und später vielleicht noch eine Runde zum Ausklang des Tages - das war wohl jetzt nur noch eine verblassende Erinnerung. Dabei hatte sie sich fantastisch gehalten und ihr Anblick löste noch immer unübersehbare Regungen in mir aus. Aber was will Mann mit einer Frau, die mit jeder Pore ihres Körpers signalisiert, dass sie in Ruhe gelassen werden will. Er hat eigentlich nur zwei Optionen: Entweder er geht fremd, oder er wirft das Kopfkino an und holt sich einen runter. 

Es kam natürlich, was kommen musste. Sehenswerte Frauen gibt es schließlich im Überangebot. Sie sitzen in den Cafés herum, man trifft sie beim Fitness und man guckt ihnen auf den Hintern, sobald man sie in der Fußgängerzone entdeckt.  Wobei diese ganzen weiblichen Verlockungen umso deutlicher ins Auge fallen, wenn die ehemals Eine und Einzige meint, sie hat ihren Versorger fest am Haken und muss sich keine Mühe mehr geben. Oder, wenn ihr weiblich sexuelles Ich irgendwie abgestorben ist.

Es gibt nämlich ein Prinzip, das junge Männer nicht kennen, während die Älteren meist erst zu spät drauf kommen. Männer und Frauen ticken anders. Völlig anders. Unvereinbar anders. Liebt ein Mann eine Frau, dann ist das nicht viel mehr als eine romantische Umschreibung für das, was er mit den Augen sieht und mit dem Körper begehrt. Er liebt ihren anmutigen Gang, sprich die Art wie wie dabei ihren Hintern bewegt. Er liebt ihre langen Beine, weil er genau weiß, dass sich an ihrem oberen Ende das Ziel seiner Träume befindet. Er spricht von ihrer Ausstrahlung, meint aber den Hauch von Sex, der sie umgibt, sobald sie in sein Blickfeld tritt. Er hört ihr geduldig zu, beobachtet aber in Wirklichkeit nur ihre Lippen und stellt sich dabei vor, wie es sich wohl anfühlt, wenn sie seinen Schwanz umschließen. Er sieht ihre rasierten Achselhöhlen und fragt sich, ob sie wohl unten rum genauso kahl ist. Er nimmt sie körperlich wahr und seine selektive Wahrnehmung toleriert alle ihre Macken, sobald ihn dieser Körper anmacht. 

Bei der Frau sieht das Ganze völlig anders aus. Das wird jeder Hirnforscher beschreiben, denn man weiß mittlerweile, dass bei Mann und Frau bei gleicher Tätigkeit völlig unterschiedliche Gehirnregionen aktiviert werden. Es stimmt zwar, sie werden schon feucht, wenn sie den Mann ihrer Träume auch nur sehen. Sie müssen nur den Hauch eines Kusses am Nacken spüren und ein Schauer durchläuft ihren ganzen Körper. Sie haben Orgasmen, die sich wie ein Erdbeben anfühlen und hemmungslose Reaktionen hervorrufen. Aber wenn das alles vorbei ist, können sie auch radikal nüchtern denken. Dann kommt das Verlangen nach Schutz und Sicherheit ins Spiel, das ihre Vorfahren vermutlich schon in der Höhlenzeit gelernt haben. Sie suchen nicht den alles überragenden Orgasmus, der sie in den Himmel schießt. Sie sichen auch nicht den lieben Kerl, der sie liebt und gut zu ihnen ist. Sie suchen vor allem den Beschützer, der ihnen Sicherheit bietet. Und Sicherheit, das heißt in unseren Zeiten vor allem eines: Geld. 

Deshalb kann Mann auch jedes Weib in die Koje ziehen, wenn er ihr einfach die Symbole unter die Nase hält, die für Luxus und Wohlstand sprechen. Sie wird zwar behaupten, dass sie sich von einem Porsche nicht beeindrucken lässt. Aber wenn sie die Wahl zwischen einem Mann mit Porsche und einem mit Polo hat, kannst du jede Wette eingehen, dass der Porschefahrer gewinnen wird.

Das wird dich zwar nerven, wenn du keinen Porsche oder was Gleichwertiges hast. Aber es sagt dir auch, was du tun musst, um eine aufzugabeln, die dich mit aller Hingabe bedient, weil sie voller Hoffnungen ist. Denn das wird sie tun, um ein Stück von deinem Leben abzubekommen. Ein Leben, das sie sich aus eigener Kraft nie leisten könnte.

Manche Männer haben es geradezu zur Perfektion entwickelt, Frauen gezielt die Illusionen zu geben, die sie feucht werden lassen. Sie legen sich eine plausible Lebensgeschichte zurecht, in der sie die Rolle des erfolgreichen Geschäftsmanns oder mindestens Managers spielen. Sie mieten sich einen Porsche für einen Tag, denn sie brauchen ihn schließlich nur für eine Nacht. Sie lassen sich mitten im Date anrufen und reden über Geschäfte, die es gar nicht gibt. Sie spielen die überzeugende Rolle des Mannes, den sie nur einmal im Leben treffen wird und den sie sich unbedingt hier und jetzt sichern muss, bevor es eine Andere tut. 

Denn wie gesagt, er wird rallig, wenn er ein geiles Weib sieht. Sie wird feucht, wenn sie Geld wittert. 

Wo da die Grenze zur Prostitution liegt, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass eigentlich jede Frau leicht zu kriegen ist, wenn Mann gewillt ist, sich auf das Spiel einzulassen. Die einen sind schnell zu haben, die anderen wollen erobert werden. Aber alle träumen vor sich hin und suchen den Mann ihres Lebens, der sie auf Händen tragen wird. Man muss ihr also nur die Illusionen geben, die ihren weiblichen Urinstinkt auslösen. Und man muss sich klar darüber sein, dass für die meisten Frauen Sex einfach nur ein Mittel zum Zweck ist. 

Woher ich das weiß? Ich habe mich drei Jahre lang in allen Dating-Portalen des Internets herumgetrieben. Ich habe dabei eine unüberschaubare Zahl an Frauen kennengelernt, habe mich mit mehr als hundert von ihnen getroffen und ein halbes Dutzend von ihnen im Detail inspiziert. 

Aber das ist eine andere Geschichte, die man gerne in meinem Buch nachlesen kann.