50er Jahre: Als es Männer noch gut hatten

Die „Elle“ ist eine Frauenzeitschrift. Sie ist Mainstream wie mittlerweile praktisch alle Medien. Und wie überall in der Medienwelt, findet man in der dortigen Redaktion vor allem Frauen. Emanzipierte Frauen natürlich, denn sie arbeiten ja für ihr Geld. Und als solche sind sie natürlich mit dem Frauenbild der 50er Jahre alles andere als einverstanden. „Unglaublich“ heißt es daher in der Überschrift voller Entrüstung.

Thema des Artikels ist der 1955 veröffentlichte „Good Housewife’s Guide“. Er richtet sich an die Hausfrau jener Zeit und steckt voller Ratschläge, die wohl in den damaligen Zeitgeist passten. Heute liest sich das etwas seltsam, aber wenn man näher darüber nachdenkt, kann man die Denke jener Zeit durchaus auch anders sehen.

Vorausschicken muss man, dass in den 50ern ein Mann noch genügend verdiente, um mit seinem Einkommen eine Frau samt Kindern zu ernähren. Und dass es damals die Pille noch nicht gab und die einzige Überlebenschance einer Frau darin bestand, zu heiraten, um einen Mann zu haben, der ihr und ihrer Brut das Leben finanziert. Der Irrglaube, dass man Beruf und Mutterschaft bequem unter einen Hut bringen kann, ist ja erst viel später aufgekommen. Und die fragwürdige Idee, Arbeit mit Freiheit und Unabhängigkeit gleichzusetzen, haben sich die Emanzen dieser Welt ausgedacht, die in den Redaktionsstuben von heute den Ton angeben.

Heute können sich nur noch Männer der höheren Einkommensschichten eine Hausfrau leisten und die erfreuen sich dann derselben Annehmlichkeiten, wie sie in der Nachkriegszeit bei den meisten Paaren gang und gäbe waren.

Wir haben es also hier mit einer klassischen Arbeitsteilung zu tun und das darf man nicht vergessen, wenn man sich mit den Aussagen des Ratgebers auseinandersetzt. Der Mann ging ins Büro oder in die Fabrik und kümmerte sich ums Geld. Die Frau arbeitete zu Hause und kümmerte sich um die Familie. Jeder hatte also ausreichend Gelegenheit, seine Aufgabe wahrzunehmen.

„Wenn er nach Hause kommt, sollte das Essen fertig auf dem Tisch stehen,“ lautet ein Ratschlag für die gute Ehefrau der 50er Jahre. Eine Elle-Redakteurin lacht natürlich über so eine Erwartung. Sie hat natürlich etwas Anständiges studiert und ist stolz auf ihren interessanten Job. Da bleibt natürlich keine Zeit, um einen Mann zu umsorgen. Wenn noch ein Kind mit von der Partie ist, wird ja schon der ganz normale Alltag zur logistischen Herausforderung. Anders gesagt: Der Mann kommt gestresst nach Hause, die Frau ebenfalls und das Abendessen kommt aus der Mikrowelle. Schöne Emanzipation. Schöner Fortschritt.

Wenn sich der Beruf der Partnerin Hausfrau nennt, sieht das natürlich ganz anders aus. Damals wie heute. Ein Mann, der seine Frau praktisch aushält, kann von ihr auch erwarten, dass sie zumindest ein passables Dinner zustande bringt und das auch fertig ist, wenn er Hunger hat.

„Ruhe dich 15 Minuten aus, damit du frisch bist, wenn er nach Hause kommt. Trage etwas Makeup auf, damit du hübsch aussiehst.“ Auch diese Forderung wird von der modernen, emanzipierten Frau eher belächelt. Sie ist schließlich selbstbewusst und macht sich nicht für den Mann hübsch, sondern für ihr eigenes Selbstwertgefühl. Und wenn sie nach Hause kommt, lässt sie sich eher gehen, schlüpft in bequeme Schlabberklamotten, entfernt das Makeup und präsentiert sich im Rohzustand. Sie ist schließlich nicht mehr im Büro, sondern „nur“ zu Hause.

Der Mann von damals fand zumindest eine Frau vor, die genau wusste, wie man den Herrn des Hauses empfängt. Für ihn war es eine Augenweide. Für sie war es ein Zeichen von Wertschätzung. Der Mann von heute kann froh sein, wenn sie überhaupt zu Hause ist und nicht nach Feierabend noch im Fitnessstudio strampelt, damit das Business-Outfit die richtigen Konturen zeigt.

„Sei interessant für ihn. Bring Schwung in das Ende eines langweiligen Arbeitstags. Das ist deine Aufgabe.“ Eine Aufgabe, die eine dauergestresste Karrierefrau wohl kaum leisten kann. Woher soll sie auch den Schwung nehmen, wenn sie selbst am Ende ihrer Kräfte ist. Und was soll interessant daran sein, wenn sie ihm von ihren Problemen im Büro erzählt?

Nein, die ach so moderne Frau von heute will nicht interessant sein. Sie will abends schlicht und einfach ihre Ruhe haben. Und so landen dann beide nach dem Fast-Food-Abendessen vor dem Flachbildschirm und konsumieren Unterhaltung, während jeder seinen eigenen Gedanken nachgeht. So richtig Zeit füreinander hat man bestenfalls am Wochenende.

"Räum auf und mach eine Runde durchs Haus, bevor er heimkommt.“ Dafür fühlt sich die emanzipierte Frau von heute schon lange nicht mehr zuständig. Schließlich fühlt sie sich als gleichberechtigte Partnerin und will nicht seine Putzfrau sein.

Im Vergleich dazu war der Mann der Nachkriegszeit geradezu ein König. Betrat er abends das Haus, dann spürte er, dass er erwartet wurde. Er war der Versorger und ohne ihn lief nichts. Aber dafür erwartete er auch, dass er von seiner Frau mit Küsschen empfangen wurde und sie bis zur letzten Minute an nichts anderes gedacht hatte, als ihm den Feierabend so angenehm wie möglich zu machen. Ja, irgendwie war sie nicht viel mehr als seine Dienerin. Aber sie musste sich auch den ganzen Tag lang keinen Stress machen, denn der Herr war außer Haus und somit sie sich so die Zeit vertrieb, musste er nicht wissen.

„Sorge dafür, dass es ruhig ist, wenn er nach Hause kommt. Vermittle den Kindern, dass sie still sein sollen.“ Kinder sind für die emanzipierte Frau von heute schon lange kein Lebensinhalt mehr. Sie bekommt sie, weil irgendwann die biologische Uhr abläuft. Aber eigentlich hat sie überhaupt keine Zeit dafür. Und meist treffen Mann, Frau und Kind zum selben Zeitpunkt aufeinander und müssen erst einmal miteinander fertig werden, bevor der Feierabend beginnen kann. Ruhe vor den Kids hat der Mann eigentlich erst, wenn sie endlich im Bett sind.

„Freue ich, ihn zu sehen. Begrüßte ihn mit einem warmen Lächeln und zeige ihm, wie wichtig es dir ist, dass er glücklich ist.“ Die Frau von heute kennt sowas nur noch aus kitschigen Familienserien. Sie hat konkrete Gründe gehabt, als sie sich ausgerechnet für diesen Mann entschieden hat. Wenn er ihr wichtig ist, dann meist aus rein praktischen Gründen. Weil sie ohne sein Geld nicht den Lebensstil pflegen könnte, den sie sich vorstellt. Oder weil sie ihn braucht, um ihr all die kleinen und großen Entscheidungen abzunehmen, die Frau nun mal gerne anderen überlässt.

Die Frau mit dem warmen Lächeln, die sich abends auf die Rückkehr ihres Gatten freut und alles tut, um für ihn attraktiv und begehrenswert zu sein, dürften daher heute nur noch ganz wenige Männer ihr Eigen nennen. Die Mehrheit der Paare hat irgendwie zueinander gefunden, weil es sich gerade ergeben hat. Sie sind zusammengeblieben, weil sie sich aneinander gewöhnt haben. Und sie leben eigentlich eher nebeneinander her, als sich bewusst wahrzunehmen und aufeinander zu freuen.

Doch so richtig hardcore wird der Ratgeber erst später und man kann förmlich nachempfinden, wie die emanzipierte Frauenwelt von heute nach Luft schnappt, wenn sie die folgenden Ratschläge liest. Hat es wirklich einmal Frauen gegeben, die sich daran gehalten haben?

„Beschwere dich niemals, wenn er spät nach Hause kommt oder die ganze Nacht wegbleibt. Mach es ihm gemütlich. Bereite einen Drink für ihn vor. Sprich mit ruhiger, angenehmer Stimme. Frag ihn nicht aus. Vergiss nie, dass er der Hausherr ist und du kein Recht hast ihn zu hinterfragen. Eine gute Frau kennt immer ihren Platz.“

Früher war eben die Welt noch in Ordnung. Ein Mann entschied sich einmal im Leben für eine Frau und die blieb dann bis zum traurigen Ende an seiner Seite. Jeder kannte seinen Platz im Leben und eine Frau wusste immer, was sich gehört und was nicht. Damals hießen Ehemänner noch Hausherren und niemand zweifelte an ihrem Status. Sie trafen einsame Entscheidungen und mussten sich für nichts bei ihrer Frau rechtfertigen. Sie wurden geschätzt, weil alle von ihrem Einkommen lebten. Und sie wurden respektiert, weil alles seine Ordnung hatte und kein Weibsbild vorlaut nach Freiheit, Gleichberechtigung und Quotenregelung schrie.

Die Männer haben also viel verloren im Laufe der letzten hundert Jahre. Und nicht wenige von ihnen durchschauen das Spiel und geben sich mit Frauen nur noch ab, um ihre Lust zu befriedigen, ohne sich auf den ganzen Stress einzulassen.