Verkehrspolitik: Alle hacken auf dem Diesel herum

Rudolf Diesels Erfindung wurde lange belächelt. Einen Diesel hatten entweder Taxifahrer oder knausrige Sparfüchse, denen es nichts ausmachte, dass man mit so einem nagelnden Ding nicht vom Fleck kam. Doch als die Benzinpreise aus dem Pfennigbereich in die Euro-Region vorstießen, setzte das große Umdenken an. Die Ingenieure gewöhnten dem Diesel das Nageln ab und tüftelten so lange daran herum, bis es kaum noch einen Unterschied machte, ob das Auto Super oder Heizöl schluckte. Außer an der Tanke natürlich.

Noch heute ist der Diesel die Antriebstechnik schlechthin. Er gilt als sparsam, langlebig und ist mittlerweile alles andere als behäbig. Taxifahrer bestehen nach wie vor darauf. Fast jeder SUV hat einen unter der Haube und wer jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit fährt, weiß genau, weshalb er sich für einen Diesel entschieden hat. Bei einem Benziner kommt man mit einer Tankfüllung bestenfalls 500 km weit. Beim Diesel sind es locker 1000 und die meisten müssen nur einmal im Monat zur Tanke.

Von Weltverbesserern und Bürokraten

Wenn, ja wenn es da nicht Leute gäbe, die irgendwie grün im Kopf sind und alles für schlecht halten, das vier Räder hat und Flüssigkeiten verbrennt. Leute, die allen Ernstes glauben, ein Fahrrad genüge zur vollauf Fortbewegung. Verträumte Idealisten, die fest davon überzeugt sind, eine Welt ohne Verkehr wäre das Paradies schlechthin. Besserwisserische Bürokraten, die noch nie etwas Großartiges auf die Beine gestellt haben und meinen, Probleme löst man, indem man irgend etwas verbietet.

Die einen lieben die grüne Wiese und wollen eine Stadt ohne Verkehr. Die anderen kommen aus der sozialistischen Ecke und denken, alle Menschen müssten gleich sein und wenn nicht, dann muss man sie eben dazu zwingen. Das Ergebnis sind Gesetze, über die man nur den Kopf schütteln kann. Und ein Leben, das immer komplizierter und reglementierter wird. Flankiert von uniformierten Straßenräubern, die sich auf jedes parkende Auto stürzen und beherrscht von einer unfähigen Verwaltung, die sich immer weiter aufbläht, weil sie immer mehr überwachen will.

Sie alle haben die Umwelt als das ganz große Stichwort entdeckt. Und die automobile Freiheit des Einzelnen als etwas, das unbedingt bekämpft werden muss. Zum Beispiel mit Abgasuntersuchungen, Schadstoffklassen und Umweltplaketten. Das bringt zwar alles nicht viel, aber man kann unzählige Menschen damit beschäftigen, alles mögliche zu überwachen und zu überprüfen. Und man hat wieder einen Grund mehr, Gebühren zu kassieren und Strafzettel zu verteilen.

Sauberer geht eigentlich nicht mehr

Nun sind Motoren, die weniger Abgase erzeugen, ja nicht schlecht. Doch wenn sich Politiker mit so einem Thema beschäftigen und Beamte ins Spiel kommen, sieht das Ergebnis eben so aus, dass viel Aufwand getrieben und wenig erreicht wird. Und dass Forderungen gestellt werden, die niemand erfüllen kann.

Es ist utopisch, von Autoherstellern zu verlangen, ein Auto dürfe nicht mehr als 3,5 Liter pro 100 km verbrauchen. So etwas lässt sich nur mit abgespeckten Kleinstautos realisieren, die auf kurzen Strecken keinen Spaß machen und auf der Autobahn eine Zumutung sind. Da darf man sich dann nicht wundern, wenn Hersteller zur Notlösung greifen und per Software vorgaukeln, was die Realität einfach nicht leisten kann.

 Diesel-Abgas
 
Stickstoff (N2)
67 %
Sauerstoff (O2)
10 %
Wasser (H2O)
11 %
Kohlenstoffdioxid (CO2)
12 %
Kohlenstoffmonoxid (CO)
0,05 %
Stickoxide (NOx)
0,15 %
Kohlenwasserstoffe (HC)
0,03 %
Schwefeldioxid (SO2)
0,02 %
Rußpartikel
0,05 %

Ein Motor verbrennt nun mal Öl oder Benzin und dabei entstehen diverse Gase, die nicht gerade gesund sind. Aber auch eine Dampflokomotive hat solche Gase produziert und Unmengen an Ruß gleich mit dazu. Jedes Kreuzfahrtschiff erzeugt so viele Abgase wie eine ganze Kleinstadt, jede Ölheizung belastet die Umwelt und jede Kuh im Stall erzeugt literweise Methan.
Und dann kommen ein paar ganz Schlaue und stellen Umwelt-Messstationen auf, die den Feinstaub in der Luft messen. Als ob es je eine Stadt gegeben hätte, in der es keinen Staub gab. Selbst wer auf dem Dorf lebt, muss nur mal drei Tage die Fenster auflassen und hat eine Staubschicht auf den Möbeln, die nicht zu übersehen ist. Und die kommt bestimmt nicht aus Dieselmotoren, sondern ist eben Teil unserer Umwelt. Und was die viel verteufelten Stickoxide angeht, die konzentrieren sich in jedem Großraumbüro viel mehr als an jeder Durchgangsstraße.

Ohne Individualverkehr ist heute kein vernünftiges Leben mehr möglich. Den Trödler an der Ecke gibt es nicht mehr und außer ein paar Rentnern hat heute keiner mehr Zeit, seine Lebensmittel Tag für Tag im Einkaufskorb nach Hause zu tragen. Statt dessen kauft man nur noch einmal die Woche ein und das ist ohne Auto mit Kofferraum kaum möglich. Das alles erzeugt natürlich Verkehr, aber wo viele Menschen leben, müssen sich eben auch viele Menschen bewegen.

Enteignung am Recht vorbei

Es ist eigentlich unbegreiflich, dass eine Behörde im fernen Brüssel darüber entscheiden kann, wie viel Feinstaub an einer Zufahrtsstraße in Stuttgart gemessen werden darf. Wer meint, ausgerechnet dort wohnen zu müssen, muss sich eben darüber im Klaren sein, dass er keine Waldluft einatmet. Aber das muss niemand. Nicht nur unbegreiflich, sondern geradezu unverschämt ist es, bestimmte Autos an der Fahrt in die Stadt zu hindern, weil sie nicht mehr die neueste Technik unter der Haube haben.

Auf jedem anderen Rechtsgebiet gilt das Prinzip des Bestandsschutzes. Eine Heizungsanlage darf so lange betrieben werden, bis sie ihren Life Cycle erreicht hat. Erst eine neue Anlage muss den aktuellen Kriterien entsprechen. Auch von einem historischen Fachwerkhaus verlangt niemand, dass es der neuesten Wärmeschutzverordnung entspricht. Genauso, wie man niemand dazu zwingen kann, sein Haus an die öffentliche Kanalisation anzuschließen, wenn beim Bau des Hauses eine eigene biologische Kläranlage genehmigt wurde.

Wenn man also einem Autofahrer sagt, dein Auto ist älter als drei Jahre, du darfst damit nicht mehr in der Stadt fahren, dann kommt das einer Enteignung gleich. Als das Auto gekauft wurde, entsprach es den geltenden technischen Maßstäben. Da widersprecht es jedem Rechtsempfinden, wenn es kurz darauf nicht mehr uneingeschränkt genutzt werden darf. Autos haben heute eine Lebensdauer von weit über zehn Jahren und so lange sollte man sie auch fahren dürfen. Alles andere ist eine Ressourcenverschwendung, die durch nichts zu rechtfertigen ist.

Wobei die mittlerweile üblichen Fahrverbote – mal wieder – eine typische Behördenhandlung sind. Man verbietet etwas, sorgt aber nicht für Alternativen und überlässt das Problem ganz einfach den Betroffenen. Der Autofahrer sieht ein Schild, nach dem er eigentlich nicht mehr weiter fahren darf. Aber er hat keine Möglichkeit, darauf zu reagieren. Weder wird er zur nächsten ÖPNV-Haltestelle geleitet noch findet er dort einen Parkplatz vor, auf dem er sein Auto abstellen könnte. Das wäre ja auch eine Lösung. Und Lösungen sind von Beamten nicht zu erwarten.

Das Paradies ist alles andere als elektrisch

Um auf den zum verteufelten Dieselmotor zurückzukommen: Er ist nach wie vor die sparsamste und damit umweltfreundlichste Antriebsart. Aber die Träumer aus der rot-grünen Ecke haben ihn zum Schimpfwort erklärt und würden ihn am liebsten gleich nächstes Jahr verbieten (was auch sonst, etwas zu verbieten war schließlich schon immer der Kern ihrer Politik). Doch eine Alternative haben auch sie nicht anzubieten. Die hochgejubelte Elektromobilität steckt schon seit Jahrzehnten in den Kinderschuhen. Selbst die Reichweite eines Tesla reicht noch nicht einmal an die eines Kleinwagens heran und jeder Ladevorgang ist ein kleines Abenteuer, das den Einsatz einer App erfordert, die dann den Umweg zur nächsten Ladestation zeigt. Dort wiederum ist zunächst mal Kaffeepause angesagt, denn eine Batterie aufzuladen kann dauern. Währenddessen rutscht dann die Durchschnittsgeschwindigkeit für die Fahrt in den zweistelligen Bereich.

Fortschritt sieht anders aus.

Alles was neben dem Tesla versucht, sich batteriebetrieben fortzubewegen, ist eher ein netter Versuch als ein richtiges Auto. Meist handelt es sich um lediglich um umgmodelte Kleinstwagen mit Elektroantrieb. Oder es ist ein windiges Leichtbaugefährt in dem man sich mit gutem Gefühl bestenfalls bis zum nächsten Supermarkt bewegt. Selbst die von DHL groß angepriesene Flotte an Elektrotransportern wird von den Fahrern eher gefürchtet als geliebt. 100 km Reichweite sind eben selbst in der Stadt ein Witz und im Winter kann man das Ding nicht heizen, weil dann selbst diese Entfernung nicht zu schaffen ist.

Dass sich unter diesen Umständen kaum ein Investor findet, der sich an den Aufbau eines flächendeckenden Netzes an Ladestationen wagt, ist nicht verwunderlich. Shell, Esso & Co haben bisher lediglich ein paar Alibi-Stationen im Programm. Selbst an den Autobahnen ist Strom tanken Glückssache. Der Staat will auch kein Geld in die Hand nehmen – was vielleicht in diesem Fall sogar vernünftig ist. Und die Hersteller wissen genau, dass man kein Auto in nennenswerten Stückzahlen absetzen kann, das nicht nur klein, unbequem und teuer ist, sondern auch einen sehr begrenzten Nutzen bietet und als Gebrauchtwagen bestenfalls Schrottwert hat.

Aufbegehren statt Buckeln

Ein E-Mobil ist interessant, wenn es so komfortabel wie eine Limousine von heute ist und mindestens 1000 km Reichweite verspricht. Mehr kann man an einem Tag ohnehin kaum fahren. Wenn dann noch jeder Parkplatz und jede Hotelgarage eine Steckdose hat, beginnt ein neues Zeitalter. Bis dahin ist es eine Frechheit, ausgerechnet den Diesel als bisher immer noch umweltfreundlichste Antriebsart zu behindern.

Anstatt demütig vor irgend einer Brüsseller Kommission zur Kreuze zu kriechen und sich mit irgendwelchen Strafzahlungen drohen zu lassen, sollte daher der deutsche Umweltminister der EU eher den Stinkefinger zeigen und jegliche Kooperation verweigern. Dass es keine Gemeinde schafft Brüsseler Grenzwerte einzuhalten, sollte doch eigentlich ein deutliches Zeichen sein.

Außerdem schneiden sich die Gemeinden mit ihren verworrenen und in Europa alles andere als einheitlichen Vignettenregelungen ins eigene Fleisch. Was sollte einen Touristen veranlassen, in München, Berlin, Strasbourg oder Paris sein Geld zu lassen, wenn sein Auto dort nicht erwünscht ist?