Haushalt: Männer sehen Staub erst, wenn er stört

Früher war die Welt ganz einfach. Der Mann hat Geld verdient und die Frau hat sich um sein Haus, seine Kinder, seine Wäsche, sein Wohlergehen gekümmert. Jeder hatte seinen Job und man kam sich nicht in Gehege. Ob das immer gerecht war, sei dahingestellt. Aber es schien irgendwie naturgegeben zu sein und niemand hat sich darüber ernsthaft Gedanken gemacht. Damals lernten Frauen etwas Praktisches, damit sie für die Ehe gerüstet waren. Denn allein dafür schienen sie bestimmt zu sein.

Doch diese Zeit ist längst Geschichte. Ein paar Restbestände dieser Denke findet man vielleicht noch in der Unterschicht. Ansonsten findet man an den Hochschulen und Universitäten heute genau dieselbe Geschlechtermischung wie in der Grundschule. In den Unternehmen sieht es nicht viel anders aus und wenn zwei sich kennenlernen, sich lieben und zusammenziehen, sind die Rollen nicht mehr klar vorgegeben, sondern müssen individuell ausgehandelt werden.

Denn wenn beide einen ordentlichen Job haben, kommt zwar mehr Geld ins Haus. Ab er die lästige Arbeit muss trotzdem gemacht werden. Und genau hier liegt das Konfliktpotenzial.

Denn Mann und Frau sind unterschiedlich. Sehr unterschiedlich, wie sie schnell feststellen werden. Dann zum Beispiel, wenn sie eine Stunde im Bad verschwindet und danach noch eine kleine Ewigkeit vor dem Kleiderschrank steht, nur um mit ihm ins Kino zu gehen. Für ihn ist das eine Sache von Minuten: schnell mit dem Rasierer übers Gesicht, kurz unter die Dusche, eine frische Unterhose anziehen, in die Jeans steigen (sollte man mal wieder waschen, aber geht noch), Schuhe an und – warten.

Zwar schätzt er es, wenn sie hübsch aussieht und ihn jeder um den Blickfang an seiner Seite beneidet. Auch genießt er es, wenn sie sich von den Achseln bis zu den Knöcheln schön glatt rasiert hat und kein Wildwuchs den Blick auf das entscheidende verstellt. Aber er selbst hätte nie die Geduld, sich so akribisch mit dem eigenen Körper zu beschäftigen. Wobei es natürlich Ausnahmen gibt, aber von denen sei hier nicht die Rede.

Nein, schmutzig sind die meisten Männer nicht. Aber Körperpflege ist für sie eben doch eine recht pragmatische Sache, die erledigt werden will, ohne allzu lange aufzuhalten. Eine Einstellung, die auch auf ihre häusliche Umgebung zutrifft, wenn sie ein Single-Dasein führen.

Frauen reservieren jede Woche Zeit für Hausarbeit. Auch wenn sie allein leben. Sie waschen, bügeln, saugen, putzen, wischen Staub und fühlen sich erst wohl, wenn alles irgendwie anders riecht. Wenn sie die Woche über studieren oder arbeiten, passiert das meist am Samstag Vormittag und jedes männliche Wesen würde dabei nur stören.

Für Männer gibt es den Begriff Hausarbeit nicht. Es hat noch nie ein Mann gesagt, er könne nicht kommen, weil er erst noch seine Hausarbeit erledigen muss. Nein. Unwichtiges kann warten. Dreck läuft nicht weg. Putzen ist keine Lebensaufgabe. Hausarbeit macht man irgendwie zwischendurch. Mal kurz durchsaugen, schnell drüber wischen, fertig.

Das zeigt sich meist schon im Kinderzimmer. Sie lernt früh, das ein braves Mädchen ordentlich seine Sachen aufräumt. Ihre Freundinnen finden immer einen Platz zum Sitzen, auch wenn sie unangemeldet kommen. Ihre Regalbretter sind zwar voll mit Krimskrams, aber alles hat seinen Platz. In seinem Zimmer hingegen muss erst mal Platz geschaffen werden, wenn plötzlich der beste Kumpel auftaucht. Will heißen: Schranktür auf, Klamotten rein. Nimm Platz, soll ich dir ne Cola holen? Regale sind stets bis zur Belastungsgrenze beladen. Computerteile, Comichefte, Joysticks, Adapterkabel, CDs, alles bunt durcheinander. Ein Genie beherrscht eben das Chaos.
Ist ein männlicher Teenager im Haus kann es in der Küche schon mal zu einer Knappheit an Gläsern, Tassen und Tellern kommen. Auch die Besteckschublade wird manchmal bedrohlich leer. Die Lösung findet man dann meist unter seinem Bett. Auf gut zwei Quadratmetern hat eine ganz schöne Menge dreckiges Geschirr Platz. Pubertierende Mädchen klauen eher Mutters Lippenstift. Essen tun sie eh nichts, denn sie halten sich grundsätzlich für zu dick.

Aber zurück zu den Älteren. Also denen, die schon richtige Beziehungen haben, allein leben, zusammenziehen, sich wieder trennen und immer neue Formationen bilden. Hier steckt der Frustfaktor gewissermaßen bereits im System. Er hat sich einen abgebrochen und das halbe Haus auf den Kopf gestellt, nur weil sie sich angekündigt hat. Sie spaziert herein entdeckt gleich die befleckte Tischdecke (die hat er doch extra umgedreht) und sieht den Staub an der einzigen Stelle, die er leider übersehen hat. Mit der Frage „Wann hast du denn hier zum letzten Mal sauber gemacht?“ ist dann der Abend geliefert. Vor zehn Minuten war er noch hochzufrieden mit sich und hat schon lange nicht mehr so eine tadellose Wohnung gesehen.

Sollten die beiden das Wagnis eingehen und zusammenziehen, ist der Dauerstress Teil der Herausforderung. Natürlich will sie sich nicht ganz allein um den Haushalt kümmern. Schließlich hat auch sie einen Fulltime-Job. Und sie hat ein Problem damit, wenn T-Shirts wochenlang in einer Ecke liegen, bis sie gewaschen werden. Er wiederum findet im Bad kaum ein paar Quadratzentimeter für seinen Rasierer, während sie ein komplettes Chemielabor auf jeder horizontalen Fläche ausgebreitet hat.

Pragmatische Menschen gehen sowas mit System an. Da werden Terminpläne aufgestellt, auf denen akribisch genau festgehalten ist, wer sich wann worum kümmern muss. Oder besser gesagt müsste, denn Pläne verfügen nur über eine kurze Halbwertszeit, bevor sie von Ausnahmen zerfasert werden. Und unter dem Menüpunkt „Wohnung sauber machen“ versteht er nun mal etwas anderes als sie. Außerdem denkt er schon lange über einen Saugroboter nach und hält heimlich nach einer Putzhilfe Ausschau.

Man kann es eben drehen und wenden wie man will. Putzen ist einfach Frauensache. Genauso wie Wäsche waschen und Hemden bügeln. Und wenn die Frau für die Liebe keine Zeit dafür hat, muss man sich eben eine Zweitfrau nehmen, die sich auf Stundenbasis um den Haushalt kümmert. Besser als umgekehrt.